EKD-Ratsvorsitzende Kurschus mit ökumenischem Predigtpreis ausgezeichnet

„Was man wirklich hört, das geht ins Herz“, sagt die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland. Sie erhielt am Mittwoch den Ökumenischen Predigtpreis für ihr Lebenswerk.

Annette Kurschus

Annette Kurschus, Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen und Ratsvorsitzende der EKD

Bonn (epd). Für die neue Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), die westfälische Präses Annette Kurschus, ist „nichts langweiliger und belangloser als das Geplapper von Alltagsplätzen“. Worte könnten berühren und Leben vermitteln, sagte die Theologin bei ihrer Ehrung mit dem Ökumenischen Predigtpreis 2021 am Mittwoch in Bonn. Sie warb dafür, auch in kurzen Ansprachen und Grußworten „auf die Kraft des Wortes zu vertrauen“. Vor allem das Fremde, das Unerwartete rege an.

„Was man wirklich hört, das geht ins Herz“, erklärte Präses Kurschus, die vor einer Woche zur obersten Repräsentantin der deutschen Protestanten gewählt worden war. Für sie fange Predigen immer mit dem Zuhören an. Sie habe das früh als Kind in der Familie, bei der Oma und im Kindergottesdienst erfahren dürfen. „Mir Zeit zu nehmen für das Zuhören, was Menschen erzählen, hat mich geprägt und ist bis heute ein grundlegender Teil meiner Freude zu predigen.“

Präses Kurschus wurde für ihr Lebenswerk als Predigerin ausgezeichnet. Der Vorsitzende der Jury, der Bonner Theologieprofessor Eberhard Hauschildt, sagte, Kurschus' Art zu predigen sei „vorbildlich nicht nur für den Gottesdienst der Gemeinde, sondern für eine breite Öffentlichkeit“.

In der Kategorie „Beste Predigt“ ging die Auszeichnung in diesem Jahr an den Kieler Pfarrer Marco Voigt für seine Antrittspredigt 2019 als evangelischer Radiopastor beim NDR. Die Jury verbinde mit dieser Auszeichnung auch die Wertschätzung der Kurzandachten im Radio und darüber hinaus, sagte Hauschildt. Laut Voigt müssen sich Humor und Tiefgang in einer Predigt nicht ausschließen. Gerade die Radioandacht sei eine Übung, für Menschen zu predigen, „die man nicht kennt und nicht sieht und ihnen doch beim Frühstück oder auf dem Weg zur Arbeit ganz nahe sein kann“.

Der Ökumenische Predigtpreis wurde 2000 erstmals vergeben. Der undotierte Preis, der jährlich am Buß- und Bettag verliehen wird, soll die Redekunst in den Kirchen fördern. Bisherige Preisträger waren unter anderen der Kabarettist Hanns Dieter Hüsch, der Rhetorik-Professor Walter Jens (Tübingen), der Schweizer Dichter und Pfarrer Kurt Marti, die hannoversche Landesbischöfin Margot Käßmann, der katholische Politiker Norbert Lammert sowie der evangelische Theologe und Publizist Jörg Zink.