EKD-Ratsvorsitzende würdigt verstorbenen Thüringer Alt-Bischof Werner Leich

Leich hatte das Bischofsamt von 1978 bis zu seiner Verabschiedung in den Ruhestand 1992 inne.

Werner Leich (links) und  Christoph Demke (rechts)

Vom 23. bis 25. Februar 1990 fand im Ostberliner Stadtteil Weissensee die erste Tagung der sechsten Synode des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR statt. Zum neuen Vorsitzenden des Kirchenbundes wurde der Magdeburger Bischof Christoph Demke (​re) gewählt, hier mit seinem Amtsvorgänger, dem Thüringischen Landesbischof Werner Leich.

Erfurt (epd/EKD). Der langjährige Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thüringen, Werner Leich, ist tot. Er starb am Samstagmorgen im Alter von 95 Jahren. Leich hatte das Bischofsamt von 1978 bis zu seiner Verabschiedung in den Ruhestand 1992 inne.

Leich lebte laut Landeskirche zuletzt in einer diakonischen Einrichtung in Tambach-Dietharz (Landkreis Gotha). Die Thüringer Landeskirche war im Jahre 2009 mit der Kirchenprovinz Sachsen zur Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland fusioniert.

Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präses Annette Kurschus, würdigte Leich in einem Kondolenzschreiben: „Mit Altbischof Werner Leich verliert die Evangelische Kirche einen ihrer profiliertesten Repräsentanten während der Zeit der Friedlichen Revolution. Als Bischof der Thüringischen Landeskirche und Vorsitzender der Konferenz der Kirchenleitungen in der DDR hat er die Evangelische Kirche in der Zeit des sogenannten real existierenden Sozialismus mit geistlich-theologisch gegründeter Klarheit geleitet.“ Er habe dabei für einen distanzierten Kurs gegenüber der DDR-Regierung gestanden: „Eindeutig und geradlinig setzte er sich dafür ein, dass Christen in der DDR ihren Glauben auch öffentlich leben konnten. Ein älteres Porträt trug den bezeichnenden Titel: ‚Umgeben von der Stasi, gehalten von Gott.‘ Das Bekenntnis zu Jesus Christus als dem einzigen Herrn war für ihn Mitte allen Glaubens und Wirkens.“

Am 2. Oktober 1990 schrieb Leich zum Tag der Wiedervereinigung in einem Brief an die Gemeinden: "Wir haben oft Angst gehabt. Aber Gott hat uns aufgerichtet. Wir wollten in einem Unrechtsstaat Reformen durchsetzen. Gott hat uns mehr geschenkt, als wir erwartet haben: Die Friedliche Revolution, die Freiheit und eine offene Zukunft. Wer wollte dafür Gott nicht von Herzen danken!" Dies habe ihn tief beeindruckt, so Kurschus: „Dankbarkeit und Bereitschaft zur Versöhnung prägten seine letzten Lebensjahre. Als Evangelische Kirche in Deutschland bewahren wir ihm ein ehrendes Gedenken und sind in unseren Gebeten bei allen trauernden Angehörigen.“

Der evangelische Landesbischof Friedrich Kramer würdigte Leich als großen Theologen: „Er hat in allen, auch den schwierigsten Situationen, stets darauf bestanden, eigene Positionen mit dem abzugleichen, was die Bibel uns aufträgt.“ Dies habe ihn als leitenden Bischof in der DDR auch mutig in Gespräche mit dem Staat gehen lassen.

Es sei Werner Leicht hoch anzurechnen, „dass er mit seiner kühlen Klarheit in Verhandlungen mit dem SED-Regime auf eine größere Unabhängigkeit der Kirche gedrängt und die Repressionen gegenüber der Bevölkerung kritisch angesprochen habe“, sagte Kramer. Damit habe er vielen Menschen Hoffnung gemacht und sich jeder Resignation verweigert.

Kramers katholischer Thüringer Amtskollege Ulrich Neymeyr dankte in einem gemeinsamen Kondolenzschreiben mit seinem Amtsvorgänger Joachim Wanke für das Miteinander von evangelischen und katholischen Christen, das Leich „in bestem ökumenischem Geist“ gestaltet habe. Der Bischof des Bistums Erfurt fügte hinzu: „In den schwierigen Zeiten der SED-Diktatur, der friedlichen Revolution und der Veränderungen durch die Vereinigung Deutschlands war Landesbischof Leich stets ein verlässlicher Partner.“

Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) würdigte Leich laut einem Tweet der Thüringer Staatskanzlei als „Steuermann in einer schwierigen Zeit und starke Persönlichkeit der Zeitgeschichte“.

Leich wurde am 31. Januar 1927 in Mühlhausen geboren. 1951 trat er als Vikar in den Dienst der Thüringer Landeskirche ein, 1978 wurde er Landesbischof. Von 1980 bis 1983 leitete er das Lutherkommitee der Evangelischen Kirchen, von 1983 bis 1986 war er Leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche der DDR und von 1986 bis 1990 Vorsitzender der Konferenz der Kirchenleitungen in der DDR.