Was Familien brauchen

Menschen wollen Familie

Keine andere soziale Institution hat in den letzten zwanzig Jahren einen solch hohen Zustimmungszuwachs erhalten wie die Familie. Alle Umfragen und Studien zur Lebenseinstellung junger Menschen zeigen, dass bei ihnen Lebenspartnerschaft und Kinder hoch im Kurs stehen. Für 80 bis 90 % der jungen Menschen ist Familie wichtig bis sehr wichtig. Ebenso viele wollen selbst eine Familie gründen, d.h. sie wollen auf Dauer mit einem Partner oder einer Partnerin zusammenleben – wenn auch nicht immer in Form einer Ehe - und die meisten wollen Kinder. Dabei möchten die jungen Menschen sowohl eine eigene Familie haben als auch eine Erwerbstätigkeit ausüben. Bei Mädchen wie auch bei Jungen gehört beides zu ihrem zentralen Lebenskonzept.

Immer mehr junge Menschen streben eine Rollenverteilung in Familie und Partnerschaft an, die von Gleichberechtigung und fairer Teilung der Aufgaben bestimmt ist. Eine Arbeitsteilung, wonach Mütter für die Erziehung der Kinder und Väter für den Familienunterhalt zuständig sind, entspricht nicht mehr ihren Lebensentwürfen. Auch wenn junge Männer häufiger traditionelleren Vorstellungen anhängen als junge Frauen, so haben sich doch in den letzten Jahren die geschlechtsspezifischen Einstellungen zur familialen Arbeitsteilung relativiert. Eigenen Aussagen zufolge möchten junge Männer nicht ausschließlich auf Erwerb und Karriere festgelegt sein und junge Frauen möchten auch ökonomisch über mehr Selbständigkeit verfügen. In der Realität des Zusammenlebens setzt sich dann allerdings häufig eine eher herkömmliche Aufgabenverteilung durch.

Die Wunschkinderzahl liegt derzeit im Durchschnitt bei zwei Kindern. Eine Untersuchung aus dem Jahre 1994 ergab, dass ein Fünftel der ostdeutschen Paare nur ein Kind wollte, während sich nur 6 % der westdeutschen Paare für ein Einzelkind aussprachen. In Westdeutschland wünschte sich fast ein Drittel der Paare sogar mehr als zwei Kinder, in den neuen Ländern war und ist dieser Wunsch nur vereinzelt vorhanden. Je ausgeprägter die Berufsorientierung insbesondere der Frau ist, desto weniger Kinder wünschen sich die Paare. Teilweise spielen dabei Eindrücke oder Erfahrungen bezüglich einer mangelnden Vereinbarkeit von Familien- und Erwerbsarbeit eine Rolle.

Es gibt aber auch gegenläufige gesellschaftliche Entwicklungen. Die Pluralisierung von Lebensstilen und Individualisierungstendenzen führen zu Einstellungen, die für das Eingehen von Bindungen subjektiv hinderlich sein können. Die in Wirtschaft und Gesellschaft verbreiteten Mobilitätsvorstellungen und -forderungen erschweren und gefährden dauerhafte Bindungen.

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