EKD-Ratsvorsitzende Bischöfin Fehrs: „Deutschland muss friedenstüchtig bleiben“

  • Neue Denkschrift vermittelt umfassende friedensethische Orientierung der Evangelischen Kirche.
  • Gerechter Frieden ist Leitbild in Zeiten wachsender hybrider Bedrohungen.
  • Kirchen sind Orte für Aufklärung und respektvollen Diskurs.

Dresden, 10. November. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) stellt heute im Rahmen ihrer Synodentagung in Dresden ihre neue Friedensdenkschrift vor: „Welt in Unordnung – Gerechter Frieden im Blick“. Das Grundlagenpapier, das die Positionen der bisherigen Denkschrift von 2007 angesichts einer deutlich veränderten Weltlage neu ausbuchstabiert, bietet friedensethische Orientierung für Politik und Gesellschaft. „Die Denkschrift ist ein Kompass durch eine Zeit voller Bedrohungen, Kriege und Konflikte. Mit der klaren Ausrichtung auf einen gerechten Frieden“, so die EKD-Ratsvorsitzende Bischöfin Kirsten Fehrs.

Der Denkschrift zufolge sind nachhaltiger Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit nur dann erreichbar, wenn körperliche Unversehrtheit und der Erhalt staatlicher Integrität gesichert sind. „Gerechter Frieden ist mehr als Abwesenheit von Krieg. Es bleibt ein Gebot der Nächstenliebe, dass wir Menschen, die an Leib, Leben und ihrer Würde bedroht sind, nicht schutzlos der Gewalt ausgesetzt lassen“, so Bischöfin Fehrs. Letztlich bleibe ein Dilemma, dass sich nicht auflösen lasse. „Gewalt anzuwenden ist nicht möglich, ohne schuldig zu werden. Aber auch Menschen oder Staaten machen sich schuldig, die Gewalt zulassen und Menschen nicht vor ihr schützen.“

Eindringlich warnt die Denkschrift vor der wachsenden Gefahr hybrider Kriegsführung. Durch Desinformation, digitale Manipulation und gezielte Polarisierung drohe die Aushöhlung demokratischer Strukturen. „Plurale Demokratien mit ihren langen parlamentarischen Aushandlungsprozessen sind besonders geeignete Ziele hybrider Kriegsführung“, heißt es in der Denkschrift. Notwendig sei eine europäische Gesamtstrategie gegen hybride Angriffe.

Die Ratsvorsitzende sieht hier auch eine Aufgabe für die Kirchen: „Die christliche Botschaft setzt auf Hoffnung und Zuversicht statt auf Angstmacherei“, so Bischöfin Fehrs. „Kirchen sind Orte der Aufklärung, der Resilienz und des respektvollen Diskurses – gerade in Zeiten, in denen Manipulation und Falschinformation die öffentliche Debatte verzerren“, so Fehrs. Die neue Denkschrift stellt die Bedeutung der Bildungsarbeit für den Frieden heraus. Mit jährlich mehr als 90.000 Bildungsveranstaltungen mit über 1,6 Millionen Teilnehmenden gehört die evangelische Kirche zu den bundesweit größten Trägern von Bildungsarbeit. „Als Gesellschaft sollten wir die Wege zum Frieden kontrovers diskutieren, um nicht unkritisch in Spiralen der Kriegslogik zu geraten“, so Bischöfin Fehrs. „Deutschland muss friedenstüchtig bleiben, bei allen notwendigen Anstrengungen zur Verteidigungsfähigkeit.“

Die neue Friedensdenkschrift der EKD „Welt in Unordnung – Gerechter Friede im Blick“ ist abrufbar unter: www.ekd.de/frieden. Dort finden sich zudem weiterführende Informationen, u. a. vertiefende Betrachtungen einzelner Kapitel sowie der EKD-Frieden-Podcast.

Eine druckfähige Grafik steht unter www.ekd.de/presse zur Verfügung.

Über die Synode der EKD: Die Synode der EKD ist neben Rat und Kirchenkonferenz eines der drei Leitungsorgane der EKD. Sie tagt vom 9. bis 12. November in Dresden. Nach der Grundordnung der EKD besteht die 13. Synode aus 128 Mitgliedern. Zu den Aufgaben der Synode zählen die Erarbeitung von Kundgebungen und Beschlüssen zu Fragen der Zeit sowie die Begleitung der Arbeit des Rates der EKD durch Richtlinien. Die Synode berät und beschließt aber auch den Haushalt und die Kirchengesetze. Geleitet wird die Synode vom Präsidium unter dem Vorsitz von Präses Anna-Nicole Heinrich. Sie ist zugleich Mitglied des 15-köpfigen Rates der EKD. Vorsitzende des Rates ist Bischöfin Kirsten Fehrs. Die EKD ist die Gemeinschaft von 20 lutherischen, reformierten und unierten Landeskirchen. 18 Millionen evangelische Christinnen und Christen in Deutschland gehören zu einer der 12.000 Kirchengemeinden.