Lambrecht will an Unterricht von Militärpfarrern festhalten

„Wer im Ernstfall mit der Waffe auf einen anderen Menschen zielen muss, braucht einen klaren ethischen Kompass.“

Militaerpfarrer feiert einen Feldgottesdienst mit Bundeswehrsoldaten in Koulikoro in Mali

Militaerpfarrer feiert einen Feldgottesdienst mit Bundeswehrsoldaten in Koulikoro in Mali.

Berlin (epd). Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) will daran festhalten, dass Militärseelsorger in der Bundeswehr ethischen Unterricht erteilen. „Ich halte es für ausgesprochen wichtig, dass sich unsere Soldatinnen und Soldaten mit den ethischen Fragen befassen, die ihr Beruf mit sich bringt“, sagte Lambrecht dem Evangelischen Pressedienst (epd). Wer für Demokratie und Menschlichkeit kämpfe, müsse diese Werte auch leben, sagte sie und ergänzte: „Wer im Ernstfall mit der Waffe auf einen anderen Menschen zielen muss, braucht einen klaren ethischen Kompass.“ Der sogenannte Lebenskundliche Unterricht bleibe ein fester Teil von Bildung in der Bundeswehr und liege bei den Militärseelsorgerinnen und -sorgern in kompetenten Händen. „Und das wird auch so bleiben“, sagte Lambrecht.

In der vergangenen Wahlperiode gab es Überlegungen, den Bereich der ethischen und politischen Bildung zu reformieren. Die Kirchen äußerten die Sorge, dass dies zur Folge hätte, dass Dienstvorgesetzte in der Bundeswehr ethischen Unterricht erteilen und damit Offenheit und Vertrauen bei Gewissensfragen schlechter gegeben wären.

Die evangelische Militärseelsorge wird am 22. Februar 65 Jahre alt. 1957 unterzeichneten der damalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Otto Dibelius, und Verteidigungsminister Franz Josef Strauß (CSU) einen entsprechenden Vertrag. Die Militärseelsorge sei unverzichtbar, sagte Lambrecht. „Es ist von unschätzbarem Wert, dass unsere Frauen und Männer einen Ort haben, an dem sie vertrauensvoll über religiöse, ethische und persönliche Fragen sprechen können“, sagte sie und verwies auf Belastungen der Familien oder in gefährlichen Auslandseinsätzen.

In der Bundeswehr gibt es außerdem katholische Militärpfarrer sowie seit einem halben Jahr auch ein Militärrabbinat. „Ich betrachte es als Geschenk, dass unsere Bundeswehr heute zeigen kann: Jüdisches Leben und jüdische Kultur sind ein Teil von uns und haben einen festen Platz in unserer Mitte“, sagte Lambrecht.

Eine institutionelle muslimische Militärseelsorge gibt es bis heute nicht. „Da es keine repräsentative Vertretung des Islams in Deutschland gibt, ist das leider nicht ganz einfach“, sagte Lambrecht. Auch muslimische Kameradinnen und Kollegen seien sind mit vollem Einsatz dabei. Daher arbeite sie daran, dass auch sie bald eine seelsorgerische Betreuung haben. „Und ich bin überzeugt: Wir werden einen Weg finden“, sagte die Verteidigungsministerin.

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