Rheinischer Präses: Nahost-Gewalt die religiöse Legitimation entziehen

Bad Neuenahr (epd). Der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Nikolaus Schneider, hat dazu aufgerufen, "dem Hass und dem Morden" im Nahen Osten die religiöse Legitimation zu entziehen. Dies könnte "der entscheidende Impuls für einen Neuanfang sein", sagte Schneider am Montag vor der rheinischen Landessynode in Bad Neuenahr. Von jüdischer Seite wisse er, dass eine Begegnung der höchsten religiösen Autoritäten beider Seiten durchaus möglich sei.

Gelingen könne ein Neuanfang aber nur, wenn die Hamas das Existenzrecht Israels anerkenne und "wenn Israel die permanenten staatlichen Rechtsverletzungen und Demütigungen gegenüber den Palästinensern beendet", betonte der 61-jährige Theologe, der auch dem Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland angehört. Die Angriffe auf den Gazastreifen führten zu humanitären Katastrophen für die Bewohner. "Weder Sicherheit noch Frieden wird Israel auf diese Weise erreichen."

Schneider zeigte zugleich Verständnis für die "tragische" Situation Israels. Es sei nicht von der Hand zu weisen, dass die Raketenangriffe der Hamas auf Ziele in Israel weitergingen, "wenn Israel Ruhe hielte". An die internationale Staatengemeinschaft appellierte der oberste Repräsentant der 2,9 Millionen rheinischen Protestanten, die Sicherheit Israels zu gewährleisten und die wirtschaftliche und soziale Entwicklung Palästinas energisch zu fördern.

12. Januar 2009


Bischof Friedrich: Absage an "gerechten Krieg"

Bayreuth (epd). Militärische Aktionen gegen Terroristen dürfen sich nach Ansicht des bayerischen evangelischen Landesbischofs Johannes Friedrich nicht zu einem Krieg gegen ein ganzes Volk oder eine ganze Region ausweiten. Dies sei auch mit Blick auf den Krieg zwischen der Hamas und Israel im Gazastreifen zu bedenken, sagte Friedrich am Sonntag in Bayreuth laut Redemanuskript. Seiner Überzeugung nach gehe es nicht mehr um einen gerechten Krieg, sondern nur noch um gerechten Frieden. Friedrich ist auch Nahostbeauftragter der Evangelischen Kirche in Deutschland.

In seinem Vortrag zur gesellschaftlichen Verantwortung der Christen räumte Friedrich ein, dass der internationale Terrorismus nur mit außerordentlichen Mitteln eingedämmt werden könne. Die Kirchen müssten jedoch die Politiker kritisch begleiten, wenn - wie etwa in Afghanistan, im Irak, in Israel und in den palästinensischen Gebieten - Leben auf dem Spiel stehe. Die gegenwärtigen Konflikte dürften sich nicht zu einem Kampf der Kulturen ausweiten, so der Bischof beim Jahresempfang des Dekanats Bayreuth.

"Wir müssen Zeichen setzen durch Begegnung, Zusammenleben und Dialog mit Muslimen", sagte der Bischof weiter. Er regte Kontakte von Kirche zu Moschee, von Konfirmandenkurs zu Koranschule und von Männerkreis zu türkischem Kulturverein an. Alles, was zur Deeskalation beitragen könne, sei hilfreich.

12. Januar 2009