Susanne Bei der Wieden als reformierte Kirchenpräsidentin eingeführt

Die Evangelisch-reformierte Kirche wird erstmals von einer Frau geleitet. Damit haben jetzt fünf von 20 evangelischen Landeskirchen in Deutschland eine weibliche Führungsspitze.

Susanne Bei der Wieden

Kirchenpräsedentin Susanne Bei der Wieden bei ihrem Einführungsgottesdienst am Samstag (04.09.2021) in der Grossen Kirche in Leer.

Leer (epd). Susanne Bei der Wieden ist als erste Kirchenpräsidentin der Evangelisch-reformierten Kirche im Amt: Synodenpräses Norbert Nordholt führte die 54-Jährige am Samstag bei einem Gottesdienst in der Großen Kirche in Leer ein. Ihre Amtsgeschäfte hatte die promovierte Theologin bereits am Mittwoch aufgenommen. Die frühere Pastorin aus Frankfurt am Main war im März von der Gesamtsynode mit großer Mehrheit zur Nachfolgerin von Martin Heimbucher gewählt worden, der im Juli in den Ruhestand ging.

In ihrer Predigt warb Bei der Wieden angesichts weltweiter Probleme wie Flucht und steigender Armut für einen neuen Blick auf die biblische Botschaft. „Wir werden in Zukunft ganz anders gefragt sein, was uns vom Evangelium her geboten ist“, sagte sie. Die Frage sei nicht mehr, wie attraktiv die Kirche für Menschen sei, die ohnehin zu ihr kämen. Entscheidend werde die Frage sein, „wer bleibt, wenn Gottes Wort uns dahin ruft, in seinem Namen Position zu beziehen an der Seite der Schwachen, der Verlierer, im Dienst des Friedens und der Versöhnung“. Vielleicht kämen aber gerade deshalb Menschen wieder neu zur Kirche.

Der frühere Berliner Bischof Markus Dröge gratulierte der neuen Kirchenpräsidentin im Namen des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Bei der Wieden bringe „eine große Portion Gottvertrauen und fröhliche Widerstandskraft“ mit in das neue Amt, sagte er.

Dröge ermutigte dazu, der Gesellschaft Orientierung zu geben: „In unseren Zeiten muss die Kirche nach draußen gehen, den Anschluss suchen, mit den gesellschaftlichen Kräften kooperieren.“ Dabei gelte es, „Haltung zu zeigen, so wie die reformierte Kirche es vorbildlich beim Thema Geflüchtete getan hat“. Die Kollekte in dem Gottesdienst war für die Seenotrettung im Mittelmeer bestimmt. Die EKD unterstützt dabei die Arbeit des Bündnisses „Uninted4Rescue“, das das Rettungsschiff „Sea-Watch 4“ entsandt hat.

Die Präsidentin des Landeskirchenamtes der hannoverschen Landeskirche, Stephanie Springer, überbrachte die Glück- und Segenswünsche der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen. Es gehe darum, „mit Worten, aber vor allem mit Taten gemeinsam für eine freiheitliche, solidarische, tolerante und demokratische Gesellschaft einzutreten“, betonte Springer.

Die benachbarte Bremische Evangelische Kirche gratulierte der neuen Kirchenpräsidentin in einem schriftlich übermittelten Grußwort. Stärker als bisher sei die Kirche heute gefordert, öffentlich deutlich zu machen, wofür sie stehe, sagte der leitende Theologe und Schriftführer Bernd Kuschnerus. „Angesichts der großen Probleme des Klimawandels, des Friedens, der Armut und des sozialen Wandels sind wir als Kirchen gefragt.“

Bei der Wieden ist verheiratet und hat eine erwachsene Tochter. Als Kirchenpräsidentin vertritt sie künftig die Evangelisch-reformierte Kirche in der Öffentlichkeit und leitet das Landeskirchenamt in Leer mit rund 80 Mitarbeitenden. Zur reformierten Kirche mit Sitz in Leer gehören rund 168.500 Mitglieder in 143 Gemeinden zwischen Ostfriesland und dem Allgäu.

Evangelisch-Reformierte Kirche