Gemeinsam gesellschaftliche Verantwortung tragen

Kooperationspapier des Zentralen Besprechungskreises Kirche-Handwerk

5. Gemeinsame Empfehlungen

Auf der Basis gemeinsamer Geschichte (Abschnitt 1), gemeinsamer Grundüberzeugungen über handwerkliche Arbeit und unternehmerisches Handeln (Abschnitt 2), dem Selbstverständnis des Handwerks wie auch der Kirchen in ihren Beziehungen zum Handwerk (Abschnitt 3) sowie den Vorstellungen gemeinsam zu tragender Verantwortung in der Gesellschaft (Abschnitt 4) gilt es, diese Überzeugungen und Positionen im Alltagshandeln von Handwerk, evangelischer und katholischer Kirche konkret werden zu lassen. Somit hat sich der Zentrale Besprechungskreis auf folgende Empfehlungen an die Mitarbeitenden in Handwerk und Kirchen und ihren Verbänden verständigt:

Sich kennen- und verstehen lernen

Die Grundlage einer guten Kooperation zwischen Handwerk und den christlichen Kirchen ist ein lebendiger Austausch und die Pflege einer nachhaltigen Kommunikation auf allen Ebenen.

Hier ist an regelmäßige Spitzengespräche auf Bundes- und Landesebene sowie die gegenseitige Mitarbeit in Gremien zu denken. Chancen liegen darin, wenn allen Interessierten feste Ansprechpartner auf Seiten der Landeshandwerksorganisationen, Landeskirchen und Bistümer zu Fragen des Dialogs zwischen Handwerk und Kirchen bekannt sind.

Von grundlegender Bedeutung sind Kontakte vor Ort: Mitglieder und Mitarbeitende der Kirchengemeinden können Handwerksbetriebe besuchen. Handwerker können sich in Kirchengemeinden engagieren.

Der Austausch von Referenten bei Seminaren, Studientagen, Vortrags- und Diskussionsveranstaltungen (z.B. in Akademien) fördert das wechselseitige Verstehen von Problemlagen und Lösungsansätzen. Praktika von Schülern, Theologiestudierenden und Studierenden der Sozial- und Religionspädagogik im Handwerk geben Einblicke in die Lebenswelt des Handwerks.

Auch die wechselseitige Präsenz in den Publikationsorganen der Gesprächspartner (z.B. Gemeindebriefe, Mitgliederzeitschriften) kann Anliegen und Sichtweisen von Handwerk und Kirchen miteinander in Verbindung bringen.

Handwerk geistlich leben

Im Dialog von Handwerk und Kirchen geht es um die ethische Dimension handwerklicher Arbeit, immer aber auch um die geistliche Dimension des Handwerks, die sich in liturgischen Formen äußert.

Sehr bewährt haben sich Handwerkergottesdienste und Segnungs- oder Einweihungshandlungen (z.B. bei Richtfesten, Freisprechungen). Kirchentage bieten die Gelegenheit, gottesdienstliche Feier und thematische Diskussion miteinander zu verbinden. Seelsorge – z.B. auch für Unternehmer in belastenden betrieblichen Entscheidungsprozessen – kann durch Pfarrer, Pastoren und Priester der Ortsgemeinden oder auch durch Betriebsseelsorger geleistet werden.

Bildungsprozesse mitgestalten

Handwerk und Kirchen bilden eigene Lebenswelten aus. Insofern ist es ein wertvoller Beitrag zur Bildung, wenn Menschen diese Lebenswelten persönlich kennenlernen.

Dies kann in Kindertagesstätten umgesetzt werden, indem Kinder und Familien mit dem örtlichen Handwerk in Kontakt gebracht werden. Unter Jugendlichen kann dies in eigenen, jugendgemäßen Formen geschehen (ein gutes Beispiel ist hierfür die Aktion „5000 Brote – Konfis backen Brot für die Welt“).

Kirchliche Mitarbeiter können während ihrer Aus- und Weiterbildung mit den sozialen Funktionen und der wirtschaftlichen Bedeutung des Handwerks vertraut gemacht werden.

Handwerk und kirchliche Schulen sollten ihre Zusammenarbeit verstärken und damit junge Menschen bei der Berufsorientierung unterstützen. Wichtig wird auch bleiben, dass Handwerk und Kirchen ihre Verantwortung bei der Wertevermittlung und für einen praxisnahen Religionsunterricht in Berufsschulen wahrnehmen. Kirchliche Verbände können Jugendliche, insbesondere solche mit Vermittlungshemmnissen, verstärkt auf berufliche Chancen im Handwerk hinweisen.

Gemeinsam handeln

Die Zusammenarbeit zwischen Handwerk und Kirchen kann sich – über Gespräche hinaus – auch auf praktische Arbeitsfelder beziehen.

Beispielsweise ist es naheliegend, dass Kirchen auf dem Feld der Bestattungs- und Trauerkultur eng mit dem Bestatterhandwerk und mit Steinmetzbetrieben zusammenarbeiten.

Der Sachverstand von Unternehmern aus dem Handwerk bei wirtschaftlichen und finanziellen Fragen sollte von Bistümern, Landeskirchen und Pfarreien stärker genutzt werden.

In der Zusammenarbeit zwischen Kirchen, Caritas und Diakonie als Trägern von Kindertagesstätten und Pflegeeinrichtungen mit Handwerksbetrieben, die die Vereinbarkeit von Familie, Fürsorgearbeit und Beruf fördern wollen, liegen ebenfalls viele Chancen.

Sich in der Gesellschaft engagieren

Grundlagen zu den Feldern gemeinsam zu tragender gesellschaftlicher Verantwortung wurden – auch unter Nennung einiger Beispiele – in Abschnitt 4 beschrieben.

Auf der Ebene konkreten Handelns lassen sich gemeinsame Aktionen zur Integration von Geflüchteten, Asylbewerbern und Einwanderern ergänzen.

Kirchen und Handwerk haben viele Möglichkeiten zur Ausgestaltung einer Willkommenskultur. Kirchen und Handwerk können sich regelmäßig über ihre jeweiligen Projekte der Entwicklungs- und Partnerschaftsarbeit mit Ländern des Südens und Ostens austauschen und somit einen Beitrag für eine nachhaltige Entwicklung benachteiligter Länder leisten.

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