Statistik Evangelische Schule - Fakten und Trends 2012 bis 2014

Ergebnisse der Basiserhebung 2012 und der Haupterhebung 2013/14

2.5. Evangelisches Profil

2.5.1 Profilmerkmale an evangelischen Schulen

Das Profil evangelischer Schulen ist vielfach thematisiert und theologisch wie pädagogisch begründet worden. Es umfasst explizite wie implizite Dimensionen und lässt sich nicht mit empirischen Daten erfassen und beschreiben. Einzelne Merkmale im Rahmen einer statistischen Erhebung zu benennen, ist daher nur als Ergänzung zu verstehen, um Hinweise auf Schwerpunktsetzungen und Umsetzungsmöglichkeiten zu gewinnen. Evangelisches Profil schließt Angebote geistlich-religiöser Orientierung ebenso ein wie Merkmale einer spezifischen Profilbildung oder Organisationsformen besonderer Zuwendung. Die Statistik Evangelische Schulen fragt nach acht Merkmalen, die sich auf explizite wie implizite Dimensionen beziehen und einen ersten Ausschnitt geben wollen. Die Schulen hatten bei der Befragung zudem die Möglichkeit, weitere Profilangebote zu benennen. Viele Schulen haben dies bei der ersten Erhebung auch genutzt, und die Ergebnisse zeigen die Vielfalt der Angebote. Zum Profil vieler Schulen gehören danach Formen diakonischen Lernens, regelmäßige Andachten und religiöse Einkehrtage für Lehrkräfte, um nur drei Beispiele zu nennen.

SES Hauptuntersuchung Tab. 15: Profilmerkmale evangelischer allgemeinbildender Schulen

Profilmerkmale Häufigkeit an ev. allgemeinbildenden Schulen in Rangfolge
Schulgottesdienste 91,00 1
Schulseelsorge 50,45 2
Tage religiöser Orientierung 21,17  
Mediation 16,21  
Schulsozialarbeit 26,57 3
Beratungsnetzwerke 21,62  
Psychosoziale Beratung 13,51  
Kriseninterventionsteams 20,72  

Weitere evangelische Profilangebote haben 30,63% der evangelischen allgemeinbildenden Schulen, die an der SES-Haupterhebung teilgenommen haben. Ohne spezifische Profilmerkmale sind knapp 6% der allgemeinbildenden Schulen. Tabelle 16 zeigt, dass davon der überwiegende Teil Förderschulen sind, von ihnen sind knapp 17% ohne spezifische Profilmerkmale. Dabei ist der Charakter vieler Förderschulen als Versorgungsschulen zu berücksichtigen. Unter den Grund- und Hauptschulen wie bei den Schularten mit mehreren Bildungsgängen gibt jeweils eine Schule an, keine besonderen Profilelemente zu besitzen. Bei 66 Grundschulen entspricht das 1,5%.

SES Haupterhebung Tab. 16: Schulen nach evangelischen Profilelementen und Schularten – allgemeinbildende Schulen

Profilelemente / Schulart * Schulen insgesamt darunter mit … (Mehrfachzählungen möglich) ohne besondere evangelische Profilelemente
Schulgottesdiensten Schulseelsorge Mediation Schulsozialarbeit Beratungsnetzwerken Psychosoziale Beratung Kriseninterventionsteams Tage der relig. Orientierung weitere ev. Profilelemente
Allgemeinbildende Schulen 220 200 112 36 58 48 30 46 46 68 13
davon Grundschulen 66 65 23 7 11 8 5 5 10 26 1
  Hauptschulen 8 7 6 - 1 2 - 1 2 2 1
  SmmBg 11 10 5 - 3 3 2 3 3 1 1
  Realschulen 27 26 19 4 11 7 4 5 6 11 -
  Gymnasien 44 44 31 13 16 14 9 18 21 14 -
  IGS 3 3 3 - 2 2 1 - 1 1 -
  FöS 59 43 23 12 14 12 9 14 2 11 10
  Kollegs 2 2 2 - - - - - 1 2 -

* Herausgenommen aus der Tabelle wurden wegen der möglichen Wiedererkennbarkeit (nur eine Einrichtung) die schulartunabhängige Orientierungsstufe und eine Abendrealschule.

Tabelle 17 zeigt den Stand für berufliche Schulen.

20,61% der beruflichen evangelischen Schulen haben angegeben, weitere Angebote evangelischen Profils zu machen. Kein spezifisches evangelisches Profilangebot haben etwas über 22% der Schulen. Tabelle 18 gibt Aufschluss darüber, wie sich diese Aussagen auf die verschiedenen Fachbereiche verteilen. Dabei wird deutlich, dass der Fachbereich Soziales einen hohen Grad an evangelischen Profilmerkmalen aufweist, vergleichbar den evangelischen Gymnasien. Ohne spezifische Profilmerkmale sind 7,5% der Schulen dieses Fachbereichs gegenüber 30,2% der Schulen des Fachbereichs Altenpflege und 38% der Schulen des gewerblich-industriellen Fachbereichs.

SES Haupterhebung Tab. 17: Schulen nach evangelischen Profilelementen und Fachbereichen – berufliche Schulen

Profilelemente / Schulart * Schulen insgesamt darunter mit … (Mehrfachzählungen möglich) ohne besondere evangelische Profilelemente
Schulgottesdiensten Schulseelsorge Mediation Schulsozialarbeit Beratungsnetzwerken Psychosoziale Beratung Kriseninterventionsteams Tage der relig. Orientierung weitere ev. Profilelemente
Altenpflege 43 22 13 1 1 6 5 - 6 9 13
Gesundheitswesen 40 26 27 4 3 8 10 3 8 13 5
Heilerziehungspflege 16 7 5 1 - 2 3 1 4 3 6
Hauswirtschaft 7 5 4 1 1 1 3 1 1 - 1
Gewerblich-industriell 21 11 9 2 7 5 4 6 2 1 8
Soziales 53 48 36 3 7 13 13 8 28 13 4
Weitere 14 8 6 - 1 3 3 4 4 1 6
Insgesamt 194 127 100 12 20 38 41 23 53 40 43

2.5.2 Religionsunterricht an evangelischen Schulen

Der Religionsunterricht (RU) nimmt an evangelischen Schulen eine wichtige Rolle ein. Welche Modelle bevorzugt werden und welche Formen gewählt werden, ist daher auch eine Fragestellung für die Statistik Evangelische Schulen. Vorweg ist aus den vorliegenden Daten festzuhalten: Die Teilnahme am RU ist an evangelischen Schulen in der Regel verpflichtend, entsprechend gibt es nur an einer der 222 Schulen, die diesen Fragenteil beantwortet haben, keinen RU. Ebenso gilt, dass der RU an evangelischen Schulen fast durchgehend nach den staatlichen Bildungsplänen erteilt wird. Dort, wo dies nicht zutrifft, handelt es sich oft um Förderschulen, die z. T. keine Bildungspläne für den RU haben.

SES Haupterhebung Tab. 18: Profilmerkmale an evangelischen beruflichen Schulen

Profilmerkmale Häufigkeit an ev. beruflichen Schulen in % Rangfolge
Schulgottesdienste 65,46 1
Schulseelsorge 51,54 2
Tage religiöser Orientierung 27,31 3
Mediation 6,18  
Schulsozialarbeit 10,30  
Beratungsnetzwerke 19,58  
Psychosoziale Beratung 21,31  
Kriseninterventionsteams 11,85  

Unterschiede ergeben sich an evangelischen Schulen in Bezug auf eine verpflichtende Teilnahme am evangelischen RU, in Angeboten eines kooperativen RU oder eines islamischen RU.

Zunächst gilt für die allgemeinbildenden evangelischen Schulen, dass an 87% von ihnen evangelischer RU erteilt wird, davon weitgehend nach den staatlichen Bildungsplänen. An 60% dieser Schulen ist die Teilnahme am evangelischen RU für alle verpflichtend. Den höchsten Anteil haben dabei die Grundschulen mit über 80%, den geringsten die Gymnasien mit 39%. An Förderschulen ist die Teilnahme am evangelischen RU zu knapp 42% verpflichtend.

An 26% der allgemeinbildenden Schulen wird katholischer RU angeboten. Das trifft nur auf 7,57% der Grundschulen zu, aber auf 56% der Gymnasien.

SES Hauptuntersuchung Tab. 19: Schulen mit Religionsunterricht nach Schularten – allgemeinbildende Schulen

Religionsunterricht / Schulart insgesamt evangelisch darunter katholisch darunter islamisch darunter kooperativ darunter Ethik / Werte u. Normen darunter ohne RU
verpflichtend nach staatl. Bildungsplänen nach staatl. Bildungsplänen nach staatl. Bildungsplänen nach staatl. Bildungsplänen nach staatl. Bildungsplänen
Allgemeinbildende Schulen* 220 194 117 189 59 59 1 1 31 30 21 16  
davon GS 66 64 56 62 5 5 - - 3 3 2 2 -
  HS 8 6 4 6 1 1 - - 2 2 - - -
  SmmmBg 11 9 6 9 3 3 - - 2 1 1 1 -
  RS 27 26 14 26 12 12 - - 1 1 1 1 -
  Gy 44 41 16 41 25 25 - - 6 6 - - -
  IGS 3 3 2 3 1 1 1 1 - - - - -
  FöS 59 43 18 40 11 11 - - 17 17 17 12 -
  Kollegs 2 2 1 2 1 1 - - - - - - -

* Abendgymnasium, Abendrealschule, Abendhauptschule sowie die schulartunabhängige Orientierungsstufe sind aus der Liste herausgenommen worden, weil es in dieser Kategorie keine oder nur eine Schule gab.

SES Haupterhebung Tabelle 20: Schulen mit RU nach Bundesländern, allgemeine und berufliche Schulen

Religionsunterricht / Bundesland* insgesamt darunter (Mehrfachnennungen möglich)
evangelisch darunter katholisch darunter islamisch darunter kooperativ darunter Ethik / Werte und Normen darunter ohne RU
verpflichtend nach staatl. Bildungsplänen nach staatl. Bildungsplänen nach staatl. Bildungsplänen nach staatl. Bildungsplänen nach staatl. Bildungsplänen
Baden-Württemberg 95 60 28 59 29 29 - - 18 15 18 8 5
Bayern 58 36 13 36 22 22 - - 8 7 14 5 4
Berlin 8 8 5 6 - - - - - - 2 - -
Brandenburg 17 14 13 9 - - - - 1 - 3 - -
Hamburg 4 3 3 2 - - - - 1 1 - - -
Hessen 21 14 8 14 2 2 - - 3 3 6 - 1
Mecklenburg-Vorpommern 11 10 8 10 - - - - 3 3 - - -
Niedersachsen 59 44 34 37 5 5 1 1 11 10 10 3 1
NRW 48 31 11 31 16 16 - - 11 11 11 4 3
Rheinland-Pfalz 7 5 1 5 4 4 - - - - 2 - -
Sachsen 38 38 32 34 4 4 - - - - 1 1 -
Sachsen-Anhalt 22 19 18 18 - - - - 1 1 3 - -
Thüringen 27 26 17 20 5 5 - - 1 1 5 5 1
Insgesamt 415 308 191 281 87 87 1 1 58 52 75 26 15

* Die Bundesländer Schleswig-Holstein und Bremen sind aus der Tabelle herausgenommen, weil hier keine evangelischen Schulen teilgenommen haben. Ebenso ist, um eine Erkennbarkeit zu vermeiden, das Saarland mit nur einer evangelischen Schule aus der Tabelle herausgenommen worden.

Kooperativer RU findet sich an 14,41% der allgemeinbildenden evangelischen Schulen, hier vor allem an den Förderschulen mit 28,81% und an 13% der Gymnasien. Islamischen RU gibt es an einer der 222 evangelischen Schulen, die diese Frage bei der Erhebung beantwortet haben. Auch hier sind Folgeerhebungen abzuwarten, denn auch im staatlichen Schulwesen ist das Angebot eines islamischen RU erst im Aufbau begriffen und daher ist nach den entsprechenden Bildungsplänen und ausgebildeten Lehrkräften zu fragen.

Im beruflichen Bereich gibt es an 58,24% der Schulen evangelischen RU, an 65,48% dieser Schulen ist die Teilnahme verpflichtend. Katholischen RU gibt es an 14,43% der evangelischen beruflichen Schulen und kooperativen RU an 13,91% der Schulen. Bei der Interpretation dieser Daten ist zu berücksichtigen, dass die Bildungspläne an beruflichen Schulen z. T. keinen RU vorsehen.

Wirft man einen Blick auf die Bundesländer, dann bestätigt sich, dass die Teilnahme am evangelischen RU vor allem in den Ländern verpflichtend ist, in denen der Anteil der katholischen Bevölkerung gering bis sehr gering ist. In Ländern mit einem hohen bzw. relativ hohen Anteil katholischer Bevölkerung wie Bayern, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg ist der Prozentsatz an evangelischen Schulen mit einer verpflichtenden Teilnahme am evangelischen RU deutlich geringer.

SES Haupterhebung Tab. 21: Evangelischer RU in Prozentzahlen nach Bundesland – allgemeinbildende und berufliche Schulen

Schulen / Bundesland * Schulen insgesamt davon Schulen mit ev. RU in % davon Schulen mit verpflichtendem ev. RU in %
Baden-Württemberg 95 60 63,15 28 46,6
Bayern 58 36 62,06 13 36,11
Berlin 8 8 100 5 62,5
Brandenburg 17 14 82,35 13 92,85
Hamburg 4 3 75 3 100
Hessen 21 14 66,6 8 57,14
Mecklenburg-Vorpommern 11 10 90,9 8 80
Niedersachsen 59 44 74,57 34 77,27
Nordrhein-Westfalen 48 31 64,58 11 35,48
Rheinland-Pfalz 7 5 71,4 1 20
Sachsen 38 38 100 32 84,21
Sachsen-Anhalt 22 19 86,36 18 94,73
Thüringen 27 26 96,29 17 62,96
Insgesamt 415 308 74,21 191 46,02

* Die Bundesländer Bremen, Saarland und Schleswig-Holstein sind wiederum aus der Tabelle herausgenommen worden.

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