Statistik Evangelische Schule - Fakten und Trends 2012 bis 2014

Ergebnisse der Basiserhebung 2012 und der Haupterhebung 2013/14

2.4. Evangelische Schule als inklusive Schule

Evangelische Schule als inklusive Schule kann in der SES-Hauptuntersuchung nur mit den Merkmalen des Anteils an Schüler/-innen mit sonderpädagogischer Förderung und der Unterscheidung nach der Form der gemeinsamen Beschulung erfasst werden. D. h. der pädagogische Aspekt, dass Inklusion gerade keine Differenzierung nach Förderbedarfen vorsehen sollte, kann ebenso wenig Berücksichtigung finden wie die Frage, ob in den Schulen zieldifferent oder zielgleich unterrichtet wird. Von daher sind die nachfolgenden Angaben auch als Ausgangspunkt für weitere Fragestellungen zu verstehen. Ebenso ist zu berücksichtigen, dass evangelische Schulträger seit Langem im Förderschulwesen stark engagiert sind, was auch die in Teil I vorgestellten Basisdaten belegen. Dass gerade Förderschulen oft den Charakter von Versorgungsschulen haben, unterstreicht die Bedeutung dieses Engagements noch. Daher ist die Entwicklung zur inklusiven Schule im evangelischen Schulwesen von der Frage begleitet, wie die hohe Kompetenz, die evangelische Schulträger und Schulen im sonderpädagogischen Bereich über die Jahrzehnte gewonnen haben, angemessen in eine sich verändernde Schullandschaft zu übertragen ist.

Die nachstehende Tabelle 12 zeigt, dass von den allgemeinen Schulen (allgemeinbildende Schulen ohne Förderschulen) 47,6% das Merkmal der sonderpädagogischen Förderung aufweisen. Bei den Grundschulen beträgt der Prozentsatz 78,78%, bei den Gymnasien 45,45%. Überwiegend liegt dabei eine durchgehende gemeinsame Beschulung vor. Blickt man auf die Schülerzahlen, dann haben 3,7% der Schüler/-innen an den evangelischen Grundschulen einen sonderpädagogischen Förderbedarf, an den Gymnasien 0,24%. Bei den Schularten mit mehreren Bildungsgängen sind es knapp 4% der Schüler/-innen und bei den Integrierten Gesamtschulen 7,15%, wobei zu beachten ist, dass nur drei Integrierte Gesamtschulen in die Auswertung eingehen.

SES-Haupterhebung Tab. 12: Schulen (ohne FöS und Berufsförderschulen) nach Schulart, Grad der Inklusion sowie Schüler/innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf

Schulart* Schulen Schüler/-innen
insgesamt darunter mit sonderpädagogischer Förderung davon insgesamt darunter mit sonderpädagogischem Förderbedarf
durchgehend gemeinsame Beschulung stunden-/fächerweise gemeinsame Beschulung gesonderte Beschulung
GS 66 52 46 5 1 8.561 317
HS 8 2 2 - - 957 5
SmmBg 11 7 5 2 - 2.255 89
RS 27 8 7 1 - 5.971 47
Gy 44 20 18 2 - 25.602 110
IGS 3 3 2 1 - 936 67
Allgemeinbildende Schulen 159 92 80 11 1 44.282 635
Berufliche Schulen 193 29 5 - 24 20.626 4.922
Insgesamt 356 122 86 11 25 65.338 5.559

* Die schulartunabhängige Orientierungsstufe, die Abendreal schulen und die Kollegs sind wegen ihrer geringen Zahl (nur eine bzw. zwei Einrichtungen) aus der Liste herausgenommen worden. Die Zahlen der Tabelle wurden entsprechend neu berechnet.

Von 193 beruflichen Schulen (berufliche Förderschulen sind herausgenommen) unterrichten 29 Schüler/-innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf, das sind 15,02%. Bezogen auf die Schülerzahlen haben 23,86% der Schüler/-innen an diesen Schulen einen sonderpädagogischen Förderbedarf.

Evangelische allgemeine Schulen nehmen vor allem Kinder mit den sonderpädagogischen Schwerpunkten sozial-emotionale Entwicklung und Lernen auf. Dazu kommen an dritter und vierter Stelle Sprache und körperliche und motorische Entwicklung. Blickt man auf die evangelischen Gymnasien, dann sind hier vor allem die Förderschwerpunkte Hören, sozial-emotionale Entwicklung (je zehn) sowie körperliche und motorische Entwicklung Lernen und Sehen benannt worden (vgl. Tabelle 13).

SES Haupterhebung Tab. 13: Schulen mit sonderpädagogischer Förderung nach Förderschwerpunkt und Schularten – allgemeinbildende Schulen

Förderschwerpunkt / Schulart Schulen insgesamt darunter mit Förderschwerpunkt
Lernen Sehen Hören Sprache körp. u. motor. Entw. geistige E. Emotional-.soz. E. Übergreifend Schule für Kranke Anzahl Schulen mit sonderpäd. Förderung
Allgemeinbildende Schulen* 218 83 22 39 50 58 59 94 30 4 152
davon GS 66 41 12 18 35 26 21 38 18 - 52
  HS 8 1 - 1 1 1 1 1 - - 2
  SmmBg 11 5 3 3 6 6 2 7 2 - 7
  RS 27 5 1 4 3 3 2 4 2 - 8
  Gy 44 6 5 10 2 9 3 10 1 - 20
  IGS 3 2 1 1 1 2 1 2 - - 3
  FöS 59 23 - 2 2 11 29 32 7 4 59

* Schularten ohne Angaben bzw. mit nur einer Schule sind aus der Tabelle herausgenommen.

Die sonderpädagogische Förderung an den beruflichen Schulen konzentriert sich auf die Förderschwerpunkte: Lernen - sozial-emotionale Entwicklung - übergreifende Förderung. Schüler/-innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf finden sich vor allem an evangelischen Schulen des gewerblich-industriellen Bereichs.

Tabelle 14 gibt erste Hinweise zum Stand der Inklusion an allgemeinbildenden Schulen. Unterschiede deuten sich danach zwischen den süddeutschen bzw. südwestdeutschen und den östlichen Bundesländern an. Auch die amtlichen Statistiken bestätigen für das deutsche Schulwesen insgesamt große Diskrepanzen zwischen den Bundesländern. Die Daten für evangelische Schulen im Blick auf die Entwicklung der inklusiven Schule sind künftig mit amtlichen Daten zu vergleichen und parallele oder gegenläufige Entwicklungen festzuhalten. Dabei ist zu betonen, dass die Daten nicht die Qualität einer inklusiven Beschulung erfassen können. Dazu wären weitere Bestimmungskriterien bzw. qualitative Untersuchungen notwendig.

SES Haupterhebung Tab. 14: Schüler/-innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf an allgemeinbildenden Schulen nach Bundesländern und Schulart

Allgemeinbildende Schulen/ BL * Schüler/-innen mit sondpäd. Förderbedarf FöS GS O-stufe HS SmmBg RS Gy IGS
Baden-Württemberg 1.174 1.134 31 - 1 - 7 - 1
Bayern 490 490 - - - - - - -
Berlin 96 67 29 - - - - - -
Brandenburg 157 107 44 - - - - 6 -
Hamburg 29 - 10 - - 18 - 1 -
Hessen 266 257 3 - - - 3 3 -
Mecklenburg-Vorpommern 95 - 31 2 4 18 15 25 -
Niedersachsen 994 935 15 - - - - 14 30
Nordrhein-Westfalen 1.145 1.081 - - - - - 28 36
Rheinland-Pfalz 171 169 - - - - - 2 -
Sachsen 381 234 64 - - 51 13 19 -
Sachsen-Anhalt 250 203 31 - - - 9 7 -
Thüringen 661 595 59 - - 2 - 5 -
Insgesamt 5.909 5.272 317 2 5 89 47 110 67

* Ohne Bremen, Saarland und Schleswig-Holstein. In diesen Bundesländern gibt es keine ev. Schulen bzw. es haben keine an der SES Haupterhebung teilgenommen.

An beruflichen Schulen in evangelischer Trägerschaft werden laut SES-Haupterhebung 5260 Schüler/-innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf unterrichtet. Zieht man die Schüler/-innen einer beruflichen Förderschule ab [10], verbleiben 4922 Schüler/-innen. Knapp über 50% (2648) dieser Schüler/-innen werden in Nordrhein-Westfalen an evangelischen Berufsschulen, Berufsfachschulen und Fachoberschulen unterrichtet. In Baden-Württemberg sind es 35,64% (1875). Der Rest verteilt sich auf die Länder Thüringen, Niedersachsen, Bayern und Sachsen.

Nächstes Kapitel