Diakonie

Symbolbild: Hände, die einander halten

Die Diakonie ist der Wohlfahrtsverband der Evangelischen Kirche in Deutschland.

Die Diakonie ist der Wohlfahrtsverband der Evangelischen Kirche in Deutschland. Das Wort Diakonie kommt aus der griechischen Sprache von diakonía und bezeichnet das Dienen oder das Helfen. Bereits in den ersten christlichen Gemeinden gab es sogenannte „Diakone“. Diakone haben die Arbeit der Gemeinden unterstützt. Der Aspekt des Dienens spielte dabei eine große Rolle. Jesus bezeichnete sich selbst als diákonos und rief seine Jünger dazu auf, ebenfalls zu dienen, statt sich als Herrscher über andere zu erheben. Dazu gehört es, Menschen mit Liebe zu begegnen, auch wenn sie einem fremd sind.

Was Jesus über das „Dienen“ sagte: Eine zentrale Stelle, an der Jesus über das Dienen redet, ist Mk 10,42: „Da rief Jesus sie zu sich und sprach zu ihnen: Ihr wisst, die als Herrscher gelten, halten ihre Völker nieder, und ihre Mächtigen tun ihnen Gewalt an. Aber so ist es unter euch nicht; sondern wer groß sein will unter euch, der soll euer Diener sein; und wer unter euch der Erste sein will, der soll aller Knecht sein. Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und sein Leben gebe als Lösegeld für viele.“

Wie der Dienst genau aussehen soll, wird an einer anderen Stelle im Neuen Testament deutlich. Hier werden die sogenannten „Werke der Barmherzigkeit“ beschrieben, von denen Jesus sagte, dass man sie tun soll: Hungrigen zu essen geben, Durstige tränken, Fremde aufnehmen, Nackte kleiden, Kranke besuchen und zu Menschen im Gefängnis gehen (Mt 25,34–46). In der frühen Zeit der Kirche wurde entschieden, dass zu dieser Liste von Werken auch noch die Bestattung von Toten dazugehören sollte. Die wird nämlich im Buch Tobit, das zu den sogenannten Apokryphen des Alten Testaments gehört, ebenfalls als Werk der Barmherzigkeit aufgezählt (Tob 1,17). Menschen, die in der Diakonie arbeiten, machen sich zum Ziel, diese Werke der Barmherzigkeit zu erfüllen.

In der Diakonie helfen Menschen anderen, die in Not sind oder Hilfe brauchen. Sie arbeiten in vielen verschiedenen sozialen Bereichen, wie zum Beispiel Altenpflege, Krankenpflege und Obdachlosenhilfe. Die Diakonie gehört zur Evangelischen Kirche in Deutschland, bei ihr ist die soziale Arbeit der evangelischen Kirche organisiert. Die Diakonie zählt neben der Caritas und dem Deutschen Roten Kreuz zu den größten Wohlfahrtsverbänden in Deutschland. In der Diakonie arbeiten 700.000 Ehrenamtliche: 280.595 in Teilzeit und 184.233 in Vollzeit (Stand 2016).

Nächstenliebe hat die Kirche schon immer geübt. Auch in den Kirchengemeinden gibt es ehrenamtliche soziale Arbeit, wie zum Beispiel Besuchsdienstkreise, Essen für Obdachlose oder Ehrenamtliche, die Flüchtlingen helfen. Viele Kollekten werden für soziale Zwecke gesammelt. Dass mit der Diakonie aber ein eigener kirchlicher Wohlfahrtsverband entstanden ist, in dessen Einrichtungen Menschen in Vollzeit arbeiten, liegt an ihrer Geschichte. Sie geht bis in das 19. Jahrhundert zurück. Da stellte die Industrialisierung die Gesellschaft vor neue Probleme. In dieser Zeit machten es sich Menschen in der Kirche zur Aufgabe, denen zu helfen, die durch die gesellschaftliche Entwicklung benachteiligt wurden. Sie nannten ihren Dienst „Innere Mission“, denn sie wollten diesen Menschen auch von ihrem Glauben erzählen, davon, warum sie sich in der sozialen Arbeit engagierten. 

Einer der Gründer der Inneren Mission war Johann Hinrich Wichern. Er gründete 1833 in Hamburg das „Rauhe Haus“, in dem er sich um Kinder und Jugendliche kümmerte, die sozial vernachlässigt waren und straffällig wurden. Ein weiterer, der für die Arbeit in der Inneren Mission bekannt wurde, war Friedrich von Bodelschwingh. Er leitete von 1872 bis 1910 die „Evangelische Heil- und Pflegeanstalt für Epileptische“ in Bielefeld, die den Namen „Bethel“ bekam. Daraus wurden die v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel. Die von den Stiftungen betriebenen Häuser bilden heute einen eigenen kleinen Stadtteil in Bielefeld, zu dem zum Beispiel Krankenhäuser, Behinderteneinrichtungen, psychiatrische Einrichtungen und Hospize gehören. Bei aller Nächstenliebe muss man kritisch anmerken, dass viele, die sich damals für die Innere Mission eingesetzt haben, auch politische Ziele verfolgten. Sie wollten verhindern, dass die Menschen zur Sozialdemokratie oder zum Kommunismus überliefen.

Aus der Inneren Mission entstand die heutige Diakonie. Sie ist ein Zusammenschluss vieler verschiedener sogenannter Diakonischer Werke. In jedem Bundesland gibt es Diakonische Werke. Sie organisieren die soziale Arbeit vor Ort. Sie unterhalten Kindergärten, Altenheime, Krankenhäuser, Beratungsstellen und Behinderteneinrichtungen. Sie tun dies im Sinne des sogenannten „Subsidiaritätsprinzips“, nach dem der Staat gesellschaftliche Aufgaben nicht allein und zentral organisiert, sondern an kleinere gesellschaftliche Einheiten delegiert. Das sind sowohl Kirchen als auch freie Träger. 

Weiterführende Inhalte und Links

  • Fragen

    Was bedeutet das Zeichen der Diakonie?

    Antwort: Viele, die das Zeichen der Diakonie sehen, denken an ein Geschenk mit Schleife. Tatsächlich stellt es das Kreuz dar, an dem Jesus gestorben ist, mit einer Krone auf dem Querbalken. Die Krone ist das Zeichen dafür, dass Christus seine Königsherrschaft angetreten hat. Deswegen wird das Zeichen der Diakonie auch „Kronenkreuz“ genannt. Gleichzeitig bilden der Längsbalken und die zweifach geschwungene Krone die Buchstaben I und M, die für „Innere Mission“ stehen. Die Diakonie ist aus der Bewegung der Inneren Mission heraus entstanden. Mit der Königsherrschaft Christi ist die Glaubensüberzeugung gemeint, dass Christus als König im Himmel herrscht. Christinnen und Christen erwarten das Friedensreich, das Reich Gottes, auch auf Erden. Das Kronenkreuz hat die Botschaft: Not kann überwunden werden, weil Christus Not und Tod überwunden hat.

    Kann man die Leistungen der Diakonie in Anspruch nehmen, auch wenn man nicht in der Kirche ist?

    Antwort: Ja. Die Diakonie macht keine Unterschiede, welche Religion jemand hat, woher er kommt und was er macht. Jeder kann die Leistungen der Diakonie in Anspruch nehmen, sei es in Kindergärten, Schulen, Altenheimen, Krankenhäusern oder bei all den anderen Angeboten der Diakonie. Ein Vorbild für die Menschen, die in der Diakonie arbeiten, ist der barmherzige Samariter. Im Gleichnis vom barmherzigen Samariter erzählt Jesus die Geschichte eines Mannes, der einem Verletzten am Straßenrand hilft, ihn in ein Gasthaus bringt und pflegt. Für den Samariter spielt es keine Rolle, welche Nationalität der verletzte Mann hat. Er konnte sogar ziemlich sicher sein, dass der Verletzte kein Samariter war wie er selbst, denn sie befanden sich in Juda, in Israel. Samariter wurden dort gering geachtet und als Mitglieder einer besonderen Religionsgemeinschaft galten sie als Außenseiter. Trotzdem half er dem verletzten Mann. Viele andere, auch Mitarbeiter vom Tempel in Jerusalem, waren vorher einfach an dem Verletzten vorbeigelaufen.

    Muss man besondere Voraussetzungen erfüllen, wenn man bei der Diakonie arbeiten will?

    Antwort: Weil die Diakonie zur Evangelischen Kirche in Deutschland gehört, befinden sich ihre Einrichtungen in kirchlicher Trägerschaft. Menschen, die in der Diakonie arbeiten, sollten deswegen getauft und Mitglied der Evangelischen Kirche in Deutschland sein. Indem sie in diakonischen Einrichtungen arbeiten, repräsentieren sie die Kirche und ihre Werte. Auch Mitglieder einer der Kirchen des Arbeitskreises Christlicher Kirchen (ACK) können bei der Diakonie arbeiten. Zur ACK zählen zum Beispiel auch die katholische Kirche und viele Freikirchen. Wenn Menschen eingestellt werden wollen, die nicht getauft und kein Mitglied einer der Kirchen der ACK sind, brauchen sie eine Sondergenehmigung.

    Kann man auch bei der Diakonie arbeiten, wenn man zum Beispiel schwul oder geschieden ist?

    Antwort: Ja. Ehescheidungen, erneute Heirat, nichteheliche Kinder und Homosexualität sind laut Satzung der Diakonie keine Kündigungsgründe und damit auch keine Einstellungshindernisse.

    Es gibt Debatten um den sogenannten „Dritten Weg“. Haben Arbeitnehmer in der Diakonie weniger Rechte als im öffentlichen Bereich?

    Antwort: In der Diakonie und auch in anderen kirchlichen Bereichen gibt es Mitarbeitervertretungen, wie in vielen anderen Unternehmen auch. Arbeitszeiten, Urlaub, Abwesenheiten bei Krankheit und so weiter werden ähnlich geregelt wie im öffentlichen Dienst. Bei vielen sozialen Berufen gehört die Diakonie zu den Arbeitgebern, die die höchsten Löhne bezahlen. Es gibt aber Unterschiede zum öffentlichen Dienst: Menschen, die in der Diakonie arbeiten, dürfen zum Beispiel nicht streiken. Die Diakonie sieht sich in der Verantwortung für teilweise schwerstbedürftige Menschen, deren Betreuung nicht einfach unterbrochen werden kann. Außerdem sagt sie, dass ein Streik dem christlichen Ideal friedlicher Konfliktlösung widerspricht. Konflikte werden durch ein Schlichtungsverfahren unter neutralem Vorsitz ersetzt. So gehen Kirche und Diakonie seit mehreren Jahrzehnten den sogenannten „Dritten Weg“. Das bedeutet, dass Änderungen im Arbeitsrecht weder vom Arbeitgeber allein noch durch Tarifverträge geregelt werden, sondern durch Kommissionen festgelegt werden. In diesen Kommissionen sind in der Evangelischen Kirche in Deutschland und in der Diakonie die Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite zu gleichen Teilen vertreten und gleichberechtigt.

  • Diskussion

    Die Bedingungen für Organisationen, die auf dem Feld der sozialen Arbeit in Deutschland tätig sind, haben sich in den letzten Jahrzehnten geändert. Mitte der 90er Jahre hat der Staat alle Träger sozialer Leistungen, kirchliche, verbandliche und freie Träger, rechtlich gleichgestellt und dadurch eine Wettbewerbssituation geschaffen. Zugleich werden Aufträge im sozialen Bereich immer häufiger durch Ausschreibungen vergeben. Durch die Ausschreibungen entsteht ein zusätzlicher Kostendruck. Da sich die Diakonie in dieser Konkurrenzsituation befindet, muss sie „marktfähig“ bleiben und kann zum Beispiel bei den Gehältern für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nur in dem Rahmen handeln, der durch die Wettbewerbssituation vorgegeben ist. Im Vergleich zahlt die Diakonie jedoch in fast allen sozialen Berufen mehr als die Konkurrenz. Wie viel genau sieht man hier.

  • Links
  • Eine Pflegerin umarmt eine Bewohnerin eines Altenheimes des Diakonischen Werkes Minden und gibt der lachenden Frau einen Kuss auf die Wange.
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    Der Glaube an Jesus Christus und die praktizierte Nächstenliebe gehören zusammen. Deshalb ist es für Christinnen und Christen eine ständige Verpflichtung, Menschen in Not und in sozial ungerechten Verhältnissen zu helfen.

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    Seit 1959 setzt sich das evangelische Hilfswerk „Brot für die Welt“ dafür ein, dass Menschen in armen Regionen sich selbst ernähren können und Zugang haben zu Bildung und Gesundheitsversorgung. Die Organisation unterstützt Projekte in Afrika, Asien, Lateinamerika und Osteuropa.

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