Glauben entdecken

Konfirmandenarbeit und Konfirmation im Wandel

Vorwort

Die Kammer der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) für Bildung und Erziehung hat mit der Denkschrift »Identität und Verständigung. Standort und Perspektiven des Religionsunterrichts in der Pluralität« (1994) und der Stellungnahme »Orientierung in zunehmender Orientierungslosigkeit. Evangelische Erwachsenenbildung in kirchlicher Trägerschaft« (1997) zwei gewichtige Texte erarbeitet. Sie setzen Akzente im Bereich des öffentlichen Bildungssystems, wo pädagogische Verantwortung mit anderen gesellschaftlichen Trägern geteilt wird. Mit dem hier vorliegenden Text wendet sich die Kammer der Aufgabe zu, die Weitergabe der christlichen Glaubensüberlieferung im Generationenzusammenhang zu erschließen. Die drei Äußerungen sind aufeinander zu beziehen und in ihrem inneren Zusammenhang zu begreifen. Gemeinsam machen sie deutlich, welche Bedeutung die Kirche dem pädagogischen Handeln zumißt, dem Verhältnis von Glauben und Bildung.

Die Synode der EKD hat in ihrer Kundgebung zum Schwerpunktthema »Aufwachsen in schwieriger Zeit - Kinder in Gemeinde und Gesellschaft« 1994 gefordert: »Insgesamt ist eine Neubesinnung über das Verständnis der Konfirmation geboten. Sie darf nicht nur ein punktuelles Ereignis sein, bei dem die Aufnahme in die ›Gemeinde der Erwachsenen‹ vollzogen wird.« Auf dieser Synode wurde doppelsinnig gefragt: »Welche Kirche braucht das Kind?« Die Kammer bezieht diese Frage auf die Konfirmandenarbeit: »Welche Kirche braucht die junge Generation?«

Um den christlichen Glauben zu entdecken, brauchen Konfirmandinnen und Konfirmanden eine Gemeinde, die sie auf diesem Weg begleitet und ihnen die »Wohltaten Christi« (P. Melanchthon) erschließt. Dazu sollte die Konfirmandenarbeit verstärkt ein Ort theologisch-pädagogischer Elementarisierung werden, wobei sich Erfahrung und Reflexion, Meditation und Aktion, Arbeit und Spiel, Diskurs und Feier miteinander verbinden.

Die Kammer hat in der eingesetzten Arbeitsgruppe den Dialog mit Mitgliedern aus der Jugendkammer der EKD und den Religionspädagogischen Instituten und Katechetischen Ämtern sowie dem Comenius-Institut der EKD gesucht. Der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland hat die Vorlage der Kammer für Bildung und Erziehung dankbar und zustimmend entgegengenommen und ihre Veröffentlichung als Orientierungshilfe beschlossen.

Die Zuständigkeit für die Ausgestaltung der Konfirmandenarbeit liegt bei den Landeskirchen. Deswegen geht es in dieser Schrift nicht um Arbeitsmodelle für die Praxis oder Gottesdienstagenden, sondern um übergreifende Perspektiven. Der Rat hofft, daß die Orientierungshilfe bei den Verantwortlichen und allen Beteiligten in Kirche und Gemeinde Aufmerksamkeit und Verbreitung findet. Ein besonderer Dank des Rates gilt allen, die in der Konfirmandenarbeit mitarbeiten.

Möge der vorliegende Text auch dazu beitragen, daß vor allem Konfirmandinnen und Konfirmanden Freude an ihrer Gemeinde gewinnen und einen Gottesglauben entdecken, der ihr Leben prägt und hält.

Hannover, im Oktober 1997

Landesbischof Dr. Klaus Engelhardt
Vorsitzender des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland

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