Abschied von Berliner Altbischof Martin Kruse

Vermittler und Ausgleicher, das Gemeinsame suchend, eine Bereicherung für die Stadt: Kirche und Politik haben in einem Trauergottesdienst in der Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche den verstorbenen Berliner Altbischof Martin Kruse gewürdigt.

Trauerfeier für Altbischof Martin Kruse in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin

Mit einer Trauerfeier in der Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche nahm die evangelische Kirche am 12. Mai Abschied vom Berliner Altbischof Martin Kruse. Der ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und frühere Ber​liner Bischof war am vergangenen Freitag (29. April) im Alter von 93 Jahren gestorben.

Berlin (epd). Vertreterinnen und Vertreter aus Kirche und Politik haben am Donnerstag Abschied von dem verstorbenen Berliner Altbischof Martin Kruse genommen. Der ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) war am 29. April im Alter von 93 Jahren gestorben. Bei der Trauerfeier in der Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche würdigte die EKD-Ratsvorsitzende Annette Kurschus Kruses Fähigkeit, zu verbinden, Unterschiede auszuhalten, Gegensätze auszugleichen und zwischen den Fronten zu vermitteln. „Darin sah er seine Aufgabe als Bischof und später als EKD-Ratsvorsitzender“, sagte die Präses der Evangelischen Kirche in Westfalen.

Nach dem Mauerfall 1989 habe Kruse die Einheit der evangelischen Kirche in West und Ost leidenschaftlich mitgestaltet. Zudem habe zeitlebens „einen weiten ökumenischen Horizont“ gehabt und sich unter anderem für ein Ende der Apartheid in Südafrika eingesetzt.

Der Berliner Bischof Christian Stäblein sagte in seiner Predigt, Kruse habe nicht nur der Kirche, er habe auch der Stadt, dem Land Dienst erwiesen und Ehre gemacht: „Deswegen sagt heute auch Berlin nochmal Danke.“

Kruse sei Ende der 70er Jahre als Bischof in ein zerstrittenes und überaus streitbares West-Berlin gekommen und habe mit seiner Klarheit und dem Vermeiden falscher Parteinahme in Kirche und Stadt Wege miteinander eröffnet. Nach dem Mauerfall sei er bei dem Zusammenkommen von Ost- und Westregion der evangelischen Kirche genau der Richtige gewesen, betonte Stäblein: „Das Gemeinsame suchend, die Unterschiede anerkennend.“

Berlins Innensenatorin Iris Spranger (SPD) sagte, Kruse habe es vermocht, den Menschen, ob gläubig oder nicht, Orientierung und Halt zu geben: „Er hat Berlin geprägt und unsere Stadt zu einem besseren Ort gemacht.“

Mit ihm verliere die Stadtgesellschaft einen Menschen, der den Christinnen und Christen und Berlin viel gegeben habe, sagte Spranger, die in dem Trauergottesdienst den Berliner Senat vertrat. Er habe sehr viel dazu beigetragen, in der Stadt den inneren Frieden zu bewahren, wie etwa bei seiner Vermittlung bei den Hausbesetzungen in den 80er Jahren. „Er brachte Menschen mit verschiedenen Standpunkten zusammen und stand für eine evangelische Kirche, die in gesellschaftlichen Fragen ihre Stimme engagiert einbringt“, sagte die SPD-Politikerin.

Martin Kruse wurde am 21. April 1929 im niedersächsischen Lauenberg geboren und wuchs im Emsland auf. Nach Theologiestudium und Vikariat war er von 1955 bis 1970 im niedersächsischen Loccum zunächst als Studienleiter für Jugendsozialarbeit an der Evangelischen Akademie, dann als Stiftsprediger und später als Direktor des Predigerseminars tätig. 1970 ging er als Landessuperintendent der hannoverschen Landeskirche nach Stade.

Im Mai 1976 wurde er zum Nachfolger von Kurt Scharf als Bischof der damaligen West-Region der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg gewählt und trat im darauffolgenden Jahr sein Amt an. Von 1991 bis 1994 hatte er das Bischofsamt für die gesamte Landeskirche inne.

Von 1979 bis 1991 gehörte der promovierte Theologe dem Rat der EKD an. Ab 1985 stand er als Vorsitzender für sechs Jahre an dessen Spitze.