Hybride Kriegsführung
Neue Bedrohung durch hybride Kriegsführung
Die EKD-Denkschrift „Welt in Unordnung“ warnt eindringlich vor der wachsenden Gefahr der hybriden Kriegsführung vor allem für liberale Demokratien. Hybride Kriegsführung verwischt bewusst die Grenzen zwischen Krieg und Frieden und nutzt dabei die Offenheit demokratischer Gesellschaften aus.
Drei Merkmale der unsichtbaren Bedrohung
Hybride Kriegsführung vermischt eigentlich getrennte gesellschaftliche Bereiche – Wirtschaft, Kultur, Politik und Militär werden zu einem übergreifenden Gefechtsfeld. Sie operiert bewusst an den Nahtstellen verschiedener Zuständigkeitsbereiche. Damit verwischt sie auch die Grenzen zwischen innerer und äußerer Sicherheit. Und sie kombiniert verschiedenste Methoden: von Wirtschaftsblockaden über Cyberangriffe und das Lahmlegen von Infrastruktur bis zur gezielten Verbreitung von Falschinformationen.
Demokratien als bevorzugte Ziele
Besonders verwundbar für hybride Kriegsführung sind plurale Demokratien mit ihren langwierigen parlamentarischen Prozessen. Sie sind auf informierte Bürger*innen sowie auf funktionierende öffentliche Diskurse angewiesen – genau hier setzen die Angreifer an. Durch Desinformation, Social-Media-Manipulationen und die Unterwanderung demokratischer Institutionen wird das Vertrauen in die Demokratie untergraben.
Die digitale Dimension
Die Abhängigkeit aller Lebensbereiche vom Cyber-Raum macht ihn zum wichtigsten Aktionsfeld hybrider Kriegsführung. Attacken können Verwaltungen lahmlegen, kritische Infrastruktur gefährden und die gesellschaftliche Polarisierung vorantreiben. Algorithmen verstärken Desinformationsblasen, während seriöser Journalismus an Reichweite verliert.
Kirchliche Antworten auf neue Herausforderungen
Die Denkschrift fordert eine europäische Gesamtstrategie zur Abwehr dieser komplexen Bedrohung. Gleichzeitig betont sie die Verantwortung der Kirchen: Sie sollen zur Versachlichung polarisierter Diskurse beitragen, (digitale) Bildung fördern und gesellschaftliche Resilienz stärken. Denn nur so kann der schleichenden Destabilisierung demokratischer Gesellschaften etwas entgegengesetzt werden.
Kernsätze der EKD-Denkschrift:
- „Eine besondere Herausforderung stellt die internationale Zunahme hybrider Kriegsführung dar, deren Ziel es ist, die Handlungs- und Reaktionsfähigkeit des Gegners empfindlich einzuschränken.“ S. 81 (87)
- „Plurale Demokratien mit ihren langen parlamentarischen Aushandlungsprozessen sind besonders geeignete Ziele für hybride Kriegsführung.“ S. 82 (88)
- „Hybride Kriegsführung geht einher mit einer substanziellen Schwächung aller vier Dimensionen des Gerechten Friedens.“ S. 87 (98)
- „Es darf keiner immerwährenden Bedrohungslage und damit einem immerwährenden Modus der Krise das Wort geredet werden, unter deren Mantel ein stetes Gefühl des politischen Ausnahmezustandes angstgeleitete politische Maßnahmen rechtfertigen kann.“ S. 90 (104)
© Welt in Unordnung – Gerechter Friede im Blick. Evangelische Friedensethik angesichts neuer Herausforderungen. Eine Denkschrift der Evangelischen Kirchen in Deutschland, EVA GmbH, Leipzig 2025.