Terror als Waffe gegen die Demokratie
Die schleichende Gefahr
Terrorismus stellt für moderne Demokratien eine besonders perfide Bedrohung dar. Die EKD-Denkschrift „Welt in Unordnung“ macht deutlich: Terrorakte zielen nicht nur auf unmittelbare Zerstörung, sondern vor allem darauf, Angst zu schüren und demokratische Gesellschaften von innen heraus zu destabilisieren. Dabei nutzen Terrorgruppen wie die Hamas, Boko Haram oder der sogenannte Islamische Staat gezielt die Verwundbarkeit offener Gesellschaften aus.
Verschiebung der Sicherheitsgrenzen
Eine besondere Gefahr liegt in der bewussten Vermischung von innerer und äußerer Sicherheit. Terrorakte verwischen Grenzen zwischen Krieg und Frieden, zwischen militärischen und zivilen Bedrohungen. Diese Unschärfe macht es Staaten schwer, angemessen zu reagieren. Israel etwa kämpft gegen Terrorgruppen, die sich selbst nicht ans Völkerrecht gebunden fühlen, während der Staat bei seiner Verteidigung den rechtlichen und ethischen Standards verpflichtet bleibt.
Die Instrumentalisierung der Angst
Die EKD-Denkschrift warnt eindringlich vor einer „Politik der Angst“. Nach Terroranschlägen reagieren Politik und Medien oft reflexhaft mit Härte gegen Asylsuchende und Minderheiten – obwohl strengere Migrationsgesetze Terrorakte nachweislich nicht verhindern können. Diese Reaktion spielt den Terroristen in die Hände: Sie wollen auf diese Weise polarisieren und die Gesellschaft spalten.
Falsche Rezepte und richtige Antworten
Die evangelische Friedensethik positioniert sich deshalb klar: Terrorakte rechtfertigen keine pauschalen Restriktionen gegen Schutzsuchende. Stattdessen braucht es differenzierte Präventionsstrategien, die sowohl sicherheitspolitisch wirksam als auch menschenrechtlich vertretbar sind. Integration, Entwicklungszusammenarbeit und politische Verhandlungen seien bessere Mittel als eine Vermischung von Migrations- und Anti-Terror-Politik.
Resilienz statt Hysterie
Es gilt zunächst anzuerkennen, dass Terrorakte nie vollständig verhindert werden können. Umso wichtiger ist eine sachliche Diskussion über tatsächliche Gefahren. Ziel müsse es sein, das Verbindende zu stärken und gesellschaftlichen Zusammenhalt zu fördern, statt dem destruktiven Kalkül des Terrorismus auf den Leim zu gehen.
Kernsätze der EKD-Denkschrift:
- „Eine Politik der Angst schützt nicht vor Terrorismus, sie macht ihn nur stärker.“ S. 14/ 3.
- „Terrorakte rechtfertigen keine aggressiven Maßnahmen gegen Schutzsuchende.“ S. 90 (103)
- „Polarisierungen und Polemiken, wie sie von einigen politischen Akteuren häufig nach Terroranschlägen vertreten werden, tragen dazu bei, dass der Sinn für das Gemeinsame in den Hintergrund tritt. Es entsteht ein Klima der Angst. Genau dies intendiert der Terrorismus.“ S. 14/ 3.
© Welt in Unordnung – Gerechter Friede im Blick. Evangelische Friedensethik angesichts neuer Herausforderungen. Eine Denkschrift der Evangelischen Kirchen in Deutschland, EVA GmbH, Leipzig 2025.