Schutz vor Gewalt als Fundament des Friedens
Das grundlegende Gut
Schutz vor Gewalt ist die Basis für nachhaltigen Frieden. Ohne die Gewährleistung körperlicher Unversehrtheit und territorialer Integrität können weder Freiheit noch Gerechtigkeit gedeihen – diese Erkenntnis bildet das ethische Fundament der EKD-Denkschrift „Welt in Unordnung“. Schutz vor Gewalt umfasst dabei nicht nur individuelle Sicherheit, sondern auch die Wahrung staatlicher Souveränität. Denn wo Staatsgrenzen durch militärische Aggression verletzt werden, ist es dem angegriffenen Staat nicht mehr möglich, die Sicherheit der Bevölkerung zu gewährleisten und ihre Rechte zu schützen.
Spannung zwischen Gewaltfreiheit und Friedenssicherung
Die evangelische Friedensethik hält am christlichen Ideal der Gewaltfreiheit fest. Sie erkennt aber an, dass Schutz vor Gewalt manchmal nur durch Gegengewalt zu erreichen ist. In einer Welt voller Bedrohungen kann militärische Verteidigung notwendig sein, um den Frieden zu schützen. Wer sich dafür einsetzt – etwa Soldatin und Soldat – handelt im Auftrag des Gemeinwesens und verdient Anerkennung dafür.
Verteidigung nur als Friedensdienst
Gewalt darf nur als letzte Möglichkeit der Verteidigung zum Einsatz kommen. Sie muss verhältnismäßig sein und stets auf Wiederherstellung friedlicher Verhältnisse zielen.
Sie dient dem Schutz von Menschen, Rechten und öffentlicher Ordnung – niemals der Macht. Auch vor überzogener Aufrüstung warnt die Denkschrift: Militärische Kapazitäten müssen im Sinne der Friedenswahrung transparent, parlamentarisch kontrolliert und von Abrüstungsperspektiven begleitet sein.
Mehr als Sicherheitspolitik
Schutz vor Gewalt erschöpft sich zudem nicht in militärischer Abschreckung. Die Denkschrift fordert ein breites Verständnis von Sicherheit, das präventive Friedensarbeit einschließt. Nur so kann dauerhafter Frieden entstehen.
Kernsätze der EKD-Denkschrift
- „Die Erfahrungen der letzten knapp zwei Jahrzehnte führen zu der grundlegenden These, dass der Schutz vor Gewalt unabdingbare Voraussetzung für umfassende Friedensprozesse ist – und damit für Freiheitsförderung und Abbau von Ungleichheiten sowie den friedensfördernden Umgang mit Pluralität.“ S. 49 (40)
- „Die Dimension des Schutzes vor Gewalt umfasst nicht nur den Schutz individueller körperlicher Unversehrtheit, sondern schließt ausdrücklich auch die Wahrung des staatlichen Gewaltmonopols und der territorialen Integrität von Staaten ein.“ S. 37 (23)
- „Verteidigungsfähigkeit als Teil einer umfassenden Sicherheitspolitik erhält ihre Berechtigung, ihr Ziel und auch ihre Grenze aus der Friedenslogik. Umgekehrt kann die Friedenslogik nur dort Raum gewinnen, wo die Sicherheitslogik die Bedingungen dafür geschaffen hat.“ S. 74 (73)
- „Gewalt muss – notfalls mit Gegengewalt – eingedämmt werden, ohne aber das Ziel der Überwindung von Gewalt aus den Augen zu verlieren.“ S. 35 (18)
© Welt in Unordnung – Gerechter Friede im Blick. Evangelische Friedensethik angesichts neuer Herausforderungen. Eine Denkschrift der Evangelischen Kirchen in Deutschland, EVA GmbH, Leipzig 2025.