Geschlechterfragen sind Zukunftsfragen

EKD eröffnet Studienzentrum für Genderfragen in Hannover

Mit einem Festmahl in der Marktkirche in Hannover hat die Evangelische Kirche in Deutschland am heutigen Montag, 7. April ihr neu errichtetes Studienzentrum für Genderfragen in Kirche und Theologie eröffnet. Die neue Einrichtung löst das ehemalige Frauenstudien- und -bildungszentrum der EKD (FSBZ) ab, das vor 20 Jahren in Gelnhausen gegründet wurde.

In seiner Eröffnungsrede betonte der Vorsitzende des Rates der EKD, Nikolaus Schneider, dass die Gestaltung einer gerechten Gemeinschaft von Frauen und Männern eine bedeutsame Aufgabe für die evangelische Kirche ist. In dieser Gemeinschaft sollten alle ihre individuellen Gaben und Fähigkeiten unabhängig vom Geschlecht gleichberechtigt entfalten können. „Wir haben erkannt, dass nicht nur Frauen durch Zuschreibungen und Rollenerwartungen in ihren individuellen Möglichkeiten beschränkt werden“, sagte Schneider. Auch Männer wollten sich nicht mehr auf die ihnen zugeschriebene Berufs- und Ernährerrolle beschränken lassen. Statt der Frauenperspektive werde das Studienzentrum daher den Genderansatz zugrunde legen.

Irmgard Schwaetzer, Präses der Synode der EKD, verwies auf vielfältige Erfolge in Fragen der Geschlechtergerechtigkeit, die stets ein wichtiges Anliegen der Synode gewesen seien: „Ein noch unerfülltes Ziel bleibt indes die ausgewogene Repräsentanz beider Geschlechter in Leitungspositionen von Kirche und Diakonie. Daran zu arbeiten, ist eine Zukunftsaufgabe.“ Dafür müssten nicht zuletzt auch die Strukturen der Leitungsämter verändert werden, damit sie für Frauen und Männer mit modernen Lebensentwürfen attraktiv sind.

Die Studienleiterin für Wissenschaftliche Theologie, Prof. Dr. Claudia Janssen beschrieb als Ziel der Arbeit des neuen Studienzentrums, dass es ein Ort des Dialogs wird: „Geschlechterbewusste Theologie steht für eine Kultur der Wertschätzung in unserer Kirche, die Unterschiede hoch achtet und gleichzeitig darauf schaut, was uns verbindet.“

Dr. Simone Mantei, Studienleiterin für den Bereich Praktische Theologie und Organisationsentwicklung, kündigte an, dass das Studienzentrum im Herbst einen Atlas zur Gleichstellung in der Evangelischen Kirche veröffentlichen werde, mit dem sich u.a. die Synode der EKD befassen will.

Lucie Veith, Vorsitzende des Bundesverbands Intersexuelle Menschen e.V. rief die Kirche eindringlich dazu auf, die Situation intersexueller Menschen wahrzunehmen. Prof. Dr. Susanne Rode-Breymann, Präsidentin der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover betonte die Bedeutung der Kategorie Gender in Wissenschaft und Kirche.

Das Studienzentrum der EKD für Genderfragen in Kirche und Theologie hat die Aufgabe, Genderforschungsansätze aus verschiedenen Fach- und Forschungsgebieten, insbesondere aus der wissenschaftlichen Theologie, den Sozialwissenschaften und den Gender Studies auszuwerten und sie für verschiedene Ebenen und Handlungsfelder der Kirche exemplarisch aufzubereiten. Außerdem wird es genderrelevante Modelle, Erfahrungen und Praxisbeispiele aus Kirche und Gesellschaft entsprechend aufbereiten, damit sie in der Kirche genutzt werden können.

Das Festmahl zur Eröffnung des Studienzentrums lehnte sich an das Format der „Initiative Frauenmahl“ an, das vom Frauenstudien- und Bildungszentrum der EKD (FSBZ) als Beitrag zur Reformationsdekade entwickelt wurde (www.frauenmahl.de). Das Studienzentrum für Genderfragen führt in der Nachfolge des FSBZ das Format fort. Mehr als 50 Frauenmahle mit ca. 250 Rednerinnen und Rednern in Deutschland, Österreich und der Schweiz haben seit 2011 die Tradition der Tischreden im Hause Martin Luthers aufgegriffen, um die Reformation im Dialog weiterzuentwickeln.

Weitere Informationen Dr. Simone Mantei: simone.mantei@sfg.ekd.de oder 0511/55474136.


Hannover, 7. April 2014

Pressestelle der EKD
Reinhard Mawick