Präses Heinrich fordert Freilassung der über 1300 politischen Gefangenen in Belarus

Am 6. September 2022 wurde die 26jährige belarussische Menschenrechtsaktivistin Marfa Rabkova zu 15 Jahren Haft verurteilt.

Anna-Nicole Heinrich

Anna-Nicole Heinrich, Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD)

Gestern, am 6. September 2022 wurde die 26jährige belarussische Menschenrechtsaktivistin Marfa Rabkova zu 15 Jahren Haft verurteilt, der bisher längsten Gefängnisstrafe für Frau in einem politischen Prozess in Belarus.

Dazu sagt die Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Anna-Nicole Heinrich:

„Seit gestern denke ich immer wieder an Marfa Rabkova (*1995), die gestern zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt wurde. Keine andere Frau hat bislang in einem politischen Prozess in Belarus eine so drakonische Strafe bekommen. Immer wieder erreichen uns solche Nachrichten aus Belarus. Sie werden immer krasser. Immer wieder kann ich es kaum fassen, wie hoch der Preis ist, den diese Menschen für ihren Einsatz für die Menschenrechte bezahlen. Ich bin entsetzt über jede Nachricht von Verhaftungen und Ungerechtigkeit. So kann es nicht weitergehen! Wir brauchen solche Frauen wie Marfa hier in der Welt, jetzt, heute! Lasst uns die Gefängnismauern zum Einsturz bringen! Lasst uns lauter und stärker sein als die Stimmen der Lüge, des Unrechts und der Folter! Lasst uns Marfas Name an den Himmel schreiben und ihr Briefe ins Gefängnis schicken, damit sie weiß: wir stehen für sie ein.

Maria Kolesnikova, die ebenfalls im Gefängnis ist, schrieb zum heutigen 2ten Jahrestag ihrer Verhaftung: ‚Wir werden einander geraubt. Doch selbst in Zeiten des unermesslichen Schreckens kann man uns unserer Würde, unserer Freiheit, unserer Menschlichkeit und unserer Liebe nicht berauben. Sie sind unantastbar. Unsere Solidarität, unsere Liebe, unser Lachen und unser Lächeln werden siegen. Ich werde am heutigen wie an jedem anderen Tag das Lachen nicht vergessen! Die Liebe ist stärker als die Angst!‘ – Leute! Schickt Briefe, teilt die Geschichten, lasst uns alles dafür tun, dass es endet. Wir brauchen uns!“

Zum Hintergrund

Marfa Rabkova (*1995) war Koordinatorin der Freiwilligendienste beim belarussischen Menschenrechtszentrum Vjasna, einer Partnerorganisation der EKD. Sie ist neben Maria Kolesnikowa, Wiktar Babaryka, Maksim Znak und Sergej Tichanowskij eine der zentralen politischen Gefangenen in Belarus. Marfa Rabkova wurde am 17. September 2020 gemeinsam mit ihrem Mann verhaftet. Zunächst wurde sie wegen Vorbereitung von Massenunruhen angeklagt, später kamen weitere Anklagen hinzu – u.a. wegen Mitgliedschaft in einer kriminellen Organisation, Anstiftung zu Massenunruhen, Volksverhetzung und Gefährdung der nationalen Sicherheit. Am 6. September wurde sie zu 15 Jahren Haft verurteilt, der bisher längsten Gefängnisstrafe für Frau in einem politischen Prozess in Belarus. Sie leidet an gesundheitlichen Problemen, ihr wird adäquate ärztliche Behandlung vorenthalten.

Die EKD ruft gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Osteuropakunde (DGO) und der belarussischen Menschenrechtsorganisation Vjasna zur Solidarität mit allen Inhaftierten auf und setzt sich für ihre Freilassung ein.

Auf der Aktionswebsite www.100xSolidarität.de sind die Namen und Schicksale der mehr als 1300 politischen Gefangenen in Belarus veröffentlicht – und es gibt die Möglichkeit, ihnen Briefe zu schicken. Unterstützt wird die Aktion durch zahlreiche Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens  in Deutschland, darunter der Philosoph Jürgen Habermas, die Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller, Ministerpräsident Bodo Ramelow, die Publizistin Carolin Emcke, die Musikerin Anne-Sophie Mutter, der Regisseur Milo Rau, die Schriftstellerin Sibylle Berg und viele andere.

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Gemeinsam für die Freiheit
Solidarität mit den politischen Gefangenen in Belarus