„Selig sind die Friedfertigen“

Der Einsatz in Afghanistan: Aufgaben evangelischer Friedensethik, EKD-Text 116, 2014

1. Einführung

  1. Seit mehr als elf Jahren befindet sich die Bundeswehr im Auslandseinsatz in Afghanistan. Seit 2006 war Deutschland im Regionalkommando Nord der International Security Assistance Force (ISAF) für die militärische und politische Koordination von Truppen, Sicherheits- und zivilen Kräften aus bis zu 18 Staaten verantwortlich. Der Umstand, dass inzwischen offiziell die Sicherheitsverantwortung an die Afghanen übergeben ist und der Abzug der internationalen Kampftruppen bis Ende 2014 abgeschlossen sein soll [1], darf nicht von der Notwendigkeit ablenken, die Erfahrungen des Engagements am Hindukusch nüchtern zu analysieren und seine Konsequenzen zu bedenken. Im Jahr 2007 hat die EKD mit ihrer Denkschrift „Aus Gottes Frieden leben — für gerechten Frieden sorgen“ [2] friedensethische und friedenspolitische Perspektiven für die weltpolitische Situation am Beginn des 21. Jahrhunderts formuliert. Das nachstehende Votum knüpft an diesen Grundlagentext an. Die Frage, was daraus für die Bewertung des bisher größten UN-mandatierten militä rischen und zivilen Einsatzes in Afghanistan folgt, wurde in der Friedensdenkschrift nicht direkt beantwortet. Ziel der hier vorgelegten Überlegungen ist eine friedensethische und friedenspolitische Reflexion der Entwicklungen in Afghanistan, die sich auf Lagebeurteilungen stützt, wie sie in den Fortschrittsberichten [3] der Bundesregierung, aber auch in Analysen anerkannter in- und ausländischer Fachinstitute zugänglich sind. Dabei ist zu fragen, wie die 2007 entwickelten normativen Prin zipien und Kriterien im Blick auf den Afghanistan-Einsatz zu konkretisieren sind und ob sie im Licht der dort gemachten Erfahrungen der Kritik und Weiterentwicklung bedürfen.
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