Adam und Eva

Adam und Eva im Paradies: Gemälde in der Kirche St. Martin von Mihla an der Werra in Thüringen

Die Bibel erzählt nicht nur von Gottes tollen Typen und schönen Töchtern, sondern auch von faszinierenden Paaren: dem Urpaar Adam und Eva, den Erzeltern Abraham und Sara oder Isaak und Rebekka, königlichen Paaren wie Ahab und Isebel oder Ester und Artaxerxes, poetisch-literarischen Paaren wie Salomo und die Königin von Saba. Sie handelt von zerstörerischer Begierde wie bei Amnon und Tamar, Judit und Holofernes, Samson und Delila oder Josef und der Frau des Potifar. Sie begleitet Männer mit ausländischen Frauen: Abraham und Hagar, Mose und Zippora.

Immer geht es dabei um den Umgang miteinander, insbesondere auch mit Liebe, Eros und Sexualität. Denn auch den biblischen Menschen sind Liebe und Leidenschaft nicht fremd. Sie begründen menschliches Glück und sind Anlass zu Intrigen und Leid. Wo Partnerschaft aus dem Gleichgewicht gerät, sind Unordnung, Zerstörung und Gewalt die Folgen.

Alles hätte gut werden können. Wäre da nicht diese Schlange, listiger als alle anderen Tiere in der Bibel. Sie verspottet Eva im Garten Eden für ihren Glauben, dass sie sterben müsse, wenn sie von den verbotenen Früchten des Baumes der Erkenntnis äße. Und verspricht ihr das schiere Gegenteil: Sie werde wie Gott sein und von nun an wissen, was gut und böse ist. Das macht ihr Eindruck, sie greift beherzt zu und überredet auch Adam. Die Kostprobe geht böse aus: Die beiden verlieren ihre Unschuld und verwirken das Recht, im Paradies zu leben. Und werden zum Ursprung lebenslänglicher menschlicher Mühsal. Der Mann wird im Schweiß seines Angesichts sein Brot verdienen. Die Frau muss unter Schmerzen gebären.

Eva ist die einzige Frau, die nicht geboren wird. Gott erschafft sie, indem er Adam in Tiefschlaf fallen lässt, ihm eine Rippe entnimmt und daraus eine Gefährtin formt. Der fand das Dasein als Single ziemlich trostlos und ist begeistert. Die bildhafte Erzählung bringt die einzigartige Zusammengehörigkeit und ursprüngliche Verbundenheit zweier Menschen zum Ausdruck: Sie sind ein Fleisch. Eva wird zur Mutter alles Lebendigen. Drei Söhne sind namentlich genannt: Kain, Abel und Set.

Eine der einflussreichsten Schilderungen der Geschichte vom Sündenfall ist John Miltons Epos “Das verlorene Paradies”. Darin lastet der Autor die Schuld am Verhängnis vor allem Eva an. Und leistet der Frauenverachtung des Mannes vorsintflutlichen Vorschub. Später wird die erste biblische Frauengestalt vor allem in der westlichen Kultur zum Symbol für die Unzuverlässigkeit und Schlechtigkeit von Frauen. Der Theologe Tertullian setzt zu Beginn des dritten Jahrhunderts die Frau grundsätzlich Eva gleich und nennt sie das „Tor zur Hölle“. Sie ist engherzig, sinnlich, materialistisch, leicht zu verführen und Verführerin zugleich.

Eine Korrektur des eingefleischten Eva-Bildes ist mühsam. Sie ist vor allem der Feministischen Theologie zu danken, die den „patriarchalischen Mythos“ entlarvt, dass das Böse in der Frau zu Hause sei, und sie lehnt sich gegen die von der Paradieserzählung hergeleitete Unterwerfungspraxis auf. Aber es kann noch dauern, bis Frauenbeauftragte die Scherben aus jener biblischen Tradition gekittet haben werden, wonach Eva nur ein zweitrangiges Geschöpf sei, das noch dazu das Böse in die Welt gebracht habe. Ein Button hat noch nicht ganz ausgedient: „Die alte Eva gibt's nicht mehr.“

Hans-Albrecht Pflästerer
aus: JS-Magazin – Zeitschrift der Evangelischen Kirche für junge Soldaten

 

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