Beichte

Zwei Menschen im Gespräch mit gefalteten Händen

Bei der Beichte erfahren Menschen die Vergebung Gottes.

Bei einer Beichte bekennen Menschen, dass sie schuldig geworden sind. Ihnen wird dann die Vergebung Gottes zugesprochen. Die Beichte findet in der Evangelischen Kirche in Deutschland meistens nicht als Einzelbeichte, sondern in einem gemeinsamen Gebet in einem Gottesdienst statt. Es gibt Feiertage im Kirchenjahr, die besonders menschliche Schuld in den Blick nehmen, wie zum Beispiel der Buß- und Bettag.

Neben dem Buß- und Bettag gehört auch der Karfreitag zu den Feiertagen, die sich mit menschlicher Schuld befassen. Im ökumenischen Zusammenhang wird auch häufig der Aschermittwoch gefeiert. Die Beichte ist aber zum Beispiel auch im Vaterunser enthalten in dem Satz „Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern“. Lange gehörte es außerdem dazu, vor jedem Abendmahl ein Schuldbekenntnis zu sprechen. In manchen Gemeinden wird das auch heute noch gemacht.

Die Beichte ist in der evangelischen Kirche keine Pflicht. Es gibt in evangelischen Kirchen keine Beichtstühle mehr, auch keine Auflage, regelmäßig zur Beichte zu gehen. Trotzdem hat es auch in der evangelischen Kirche immer die Möglichkeit der Einzelbeichte gegeben, etwa in einem Seelsorgegespräch mit der Pfarrerin oder dem Pfarrer. Zur Beichte gehört die ausgesprochene Bitte um Vergebung der Schuld.

Häufig erleben Menschen die Konsequenzen ihrer Handlungen als Belastung, sei es in Beziehungen, in der Familie oder im Leben in der Gesellschaft. Oft tun Menschen Dinge, die sie im Nachhinein bereuen. Ein Seelsorgegespräch oder der Besuch eines Gottesdienstes kann dazu dienen, einen Umgang mit eigener Schuld zu finden oder einen Ausweg aus einer schwierigen Situation. Evangelische Pfarrerinnen und Pfarrer wahren das Beichtgeheimnis, das gehört zu ihren obersten Pflichten. Auch der Staat achtet das Beichtgeheimnis. Pfarrerinnen und Pfarrer haben das Recht, ihr Zeugnis zu verweigern. Das bedeutet, dass sie nicht verpflichtet sind, gegen einen Menschen vor Gericht auszusagen, dem sie die Beichte abgenommen haben.

Am Ende der Beichte steht der Zuspruch der Vergebung Gottes. Christinnen und Christen vertrauen darauf, dass Gott ihnen gnädig ist. Sie glauben, dass Gott Menschen immer wieder als seine geliebten Kinder annimmt, wenn sie es wollen und nach ihm suchen. Das macht die eigene Schuld nicht kleiner, ermöglicht aber einen neuen Anfang im Leben.

Nach evangelischem Verständnis können jeder Christ und jede Christin die Absolution erteilen, also die Vergebung zusprechen (Mt 18,18). Nur bei Pfarrerinnen und Pfarrern gilt aber das vom Gesetz anerkannte Beichtgeheimnis.

 

Weiterführende Inhalte und Links

  • Fragen

    Wie läuft eine Beichte in der evangelischen Kirche ab?

    Antwort: In Gottesdiensten, in denen ein Beichtgebet gesprochen wird, haben Menschen die Möglichkeit, dieses mitzusprechen und zusammen mit der Gemeinde die Vergebung der Schuld zu empfangen. Wer eine persönliche Beichte ablegen will, kann die Pfarrerin oder den Pfarrer um ein Seelsorgegespräch bitten. Diese Gespräche sind offen, sie folgen keiner bestimmten Form. Menschen können von ihrer Schuld erzählen und um Gottes Vergebung bitten. Die Pfarrerin oder der Pfarrer wird ihnen dann die Vergebung Gottes zusprechen.

  • Diskussion

    Für die evangelische Kirche zählt die Beichte nicht zu den Sakramenten. Denn zur Beichte gehört zwar das verheißende Wort, nicht aber das sichtbare Zeichen. In den Bekenntnisschriften ist dies jedoch nicht eindeutig geklärt. Zumindest Martin Luther hat dazu keine klare Aussage getroffen. Für Luther war lediglich klar: Nur die Handlungen, die von Jesus Christus eingesetzt worden sind, können als Sakramente zählen, also vor allem die Taufe und das Abendmahl. Dass sie auf Jesus zurückgeht, gilt aber in gewissem Sinne auch für die Beichte, denn Jesus begegnet in den biblischen Geschichten immer wieder Menschen, denen er ihre Sünden vergibt (zum Beispiel Mt 9,2). Die Grundlagen der evangelischen Lehre und Verkündigung sind die lutherischen Bekenntnisschriften. Inwieweit sich die einzelnen Landeskirchen darauf berufen, ist jedoch unterschiedlich. Der bedeutendste dieser Texte ist die Confessio Augustana, das Augsburger Bekenntnis. Es war sozusagen die Gründungsschrift der evangelischen Kirche. An ihr hat Martin Luther maßgeblich mitgearbeitet. Dort wird die Beichte nicht als Sakrament genannt. Allerdings gibt es eine Ergänzung zur Confessio Augustana, die von Philipp Melanchthon verfasst wurde, die sogenannte Apologie. Dort wird die Beichte ausdrücklich als Sakrament genannt.

     

  • Links
  • Eine Frau betet mit gefalteten Händen.
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    Buß- und Bettag

    Besinnung, kritische Lebensbilanz und Neuorientierung stehen in Gottesdiensten zum Buß- und Bettag im Mittelpunkt. Begangen wird der Gedenktag am Mittwoch nach dem Volkstrauertag. Versagen und Schuld, Versäumnisse und Fehlentscheidungen kann man im Gebet vor Gott bringen. Der Feiertag dient zudem dem Nachdenken über gesellschaftliche Irrtümer.

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