Freiheit

Symbol von Freiheit: Ein Schwarm von Möwen fliegt dicht über dem Meer

Christinnen und Christen glauben, dass nur Gott wahre Freiheit schenkt.

Auf der einen Seite haben Menschen die Freiheit, eigene Entscheidungen zu treffen, für die sie die Verantwortung tragen (Gen 3). Andererseits ist das menschliche Leben begrenzt, zum Beispiel durch Krankheit und Tod. Auch in anderen Bereichen ihres Lebens stoßen Menschen an Grenzen. Zum Beispiel wird ihr Wissen über die Welt immer größer, ist aber trotzdem nie vollständig. Auch scheitern viele Menschen an ihren eigenen Wünschen nach Frieden und Gerechtigkeit. Es bleibt die Frage, ob Menschen wirklich vollständig und in allen Dingen frei sind.

Christinnen und Christen glauben, dass nur Gott wahre Freiheit schenkt. Durch die Liebe Gottes werden Menschen befreit aus ihrer Selbstbezogenheit, von ihrem Hass auf andere, von der Angst, das Leben könne irgendwann endgültig vorbei sein. Paulus formuliert es so: Gott befreit den Menschen aus „Sünde und Tod“ (Gal 5,1 ; Röm 8,18–39 ; Röm 8,1–11). Weil Christinnen und Christen wissen, dass Gott sie liebt, werden sie frei, andere Menschen zu lieben und Gutes zu tun. Das hat auch Luther in seiner Rechtfertigungslehre betont.

In der Bibel gibt es viele Geschichten, in denen Gott Menschen aus Leid und Bedrängnis befreit. Im Alten Testament zum Beispiel in der Geschichte vom Auszug aus Ägypten. Das Volk Israel kann aus der Sklaverei in Ägypten fliehen. Gott öffnet das Schilfmeer, damit sie ihren Verfolgern entkommen können (Ex 14,19–31). Sie geraten in die Wüste und verlieren alte Absicherungen (die „Fleischtöpfe Ägyptens“). In der Wüste empfangen sie Gebote und Gesetze, die deutlich machen: Zur Freiheit gehört immer auch die Verpflichtung gegenüber dem Nächsten. Freiheit ist nach christlicher Sicht immer auch Freiheit für andere. Wie Menschen das Gefühl der Freiheit beschreiben, steht in vielen Psalmen, zum Beispiel in Ps 31,9.

Jesus ist besonders auf die Menschen zugegangen, die arm, krank oder aus der Gesellschaft ausgeschlossen waren. Mit seinen Taten wollte er zeigen, dass Gottes Liebe Grenzen zwischen Menschen überwinden kann. Für Paulus bedeutete das: Innerhalb der christlichen Gemeinde gibt es keine sozialen Unterschiede (Gal 3,28). Menschen werden frei, ihre Gemeinschaft in gegenseitiger Liebe und Achtung voreinander zu gestalten.

Weiterführende Inhalte und Links

  • Fragen

    Ist man nicht eigentlich unfrei, wenn man an Gott glaubt?

    Antwort: Christinnen und Christen beantworten diese Frage entschieden mit „Nein“. Sie sagen: Gott eröffnet dem Menschen erst die Möglichkeiten zu einem erfüllten Leben. Luther hat einmal das Bild vom verkrümmten Menschen benutzt: Ohne Gott ist der Mensch verkrümmt in sich selbst (incurvatus in se ipsum). Erst Gott befreit ihn aus der Selbstbezogenheit und zwar durch seine bedingungslose Liebe zu den Menschen. Diese Liebe kennt keine Grenzen, sie überwindet sogar den Tod (Röm 8,38–39). Angst und Leid hören nicht auf, aber die Gewissheit ist da: Eines Tages wird Gott alle Tränen trocknen (Offb 21,4). Die Kraft dieser Hoffnung befreit schon jetzt. Sie ermöglicht Menschen, offen und ohne Angst allen Situationen im Leben zu begegnen. Der Satz „Fürchte dich nicht“ zum Beispiel zieht sich durch die gesamte Bibel (unter anderem Ex 15,1; Jes 43,1; Jer 30,10; Lk 2,10–11; Apg 18,9; Offb 1,17).

  • Diskussion

    Oft wird in der heutigen Gesellschaft die Individualisierung als Freiheit gesehen. Wenn Menschen sich und ihre Persönlichkeit entfalten können, sind sie frei. Auch für Christinnen und Christen ist die freie Entfaltung von Menschen die Basis dafür, den Glauben frei leben zu können.

    Christinnen und Christen betonen aber auch noch etwas anderes: Menschen brauchen Beziehungen. Sie brauchen die Beziehung zu Gott und zueinander, sonst sterben sie innerlich. Deswegen ist für Christinnen und Christen das Doppelgebot der Liebe so wichtig, das Jesus Christus gelehrt hat: „‚Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt‘. Dies ist das höchste und erste Gebot. Das andere aber ist dem gleich: ‚Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.‘“ (Mt 22,37–39) Ihr Glaube gibt Christinnen und Christen den Maßstab, dass Menschen aufeinander achten und füreinander sorgen sollen. Das bedeutet, niemand darf sich so entfalten, dass er anderen damit schadet – oder dass er seinen Nächsten ganz aus dem Blick verliert.

  • Links
  • Cover des EKD-Grundlagentextes 'Rechtfertigung und Freiheit'

    Der Grundlagentext des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland richtet sich an theologisch interessierte Menschen, Kirchenvorstände, Theologen und Theologinnen, aber auch an eine breitere Öffentlichkeit, die nach der Bedeutung des Reformationsjubiläums 2017 fragt.

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  • Blaues Cover der EKD-Denkschrift 'Evangelische Kirche und freiheitliche Demokratie'

    In der Denkschrift von 1985 beikennt sich die Evangelische Kirche zu ihrer öffentlichen Verantwortung im demokratischen Rechtsstaat. Sie legt Rechenschaft ab über ein neues Verständnis des Politischen. Aus der klaren Zustimmung zur freiheitlichen Demokratie folgt eine wache Bereitschaft, neue Herausforderungen und Gefahren offen zu erkennen.

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  • Ein Pfarrer tauft einen Säugling, der von seinen Eltern über das Taufbecken gehalten wird.
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    Taufe

    Die Taufe ist die festliche Aufnahme eines Menschen in die christliche Gemeinde. Im Taufgottesdienst gießt dabei die Pfarrerin oder der Pfarrer einige Tropfen Wasser über den Kopf des Täuflings. Das Ritual geht zurück auf die Taufe Jesu durch Johannes den Täufer.

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