Kreuz

Ein großes hölzernes Kreuz vor Wolkenhimmel

Das Kreuz ist das wichtigste Symbol des Christentums.

Eine der grausamsten Strafen im Römischen Reich war, Aufständische langsam und qualvoll am Kreuz sterben zu lassen. Auch Jesus von Nazareth starb den Foltertod am Kreuz.

Das Kreuz war eine grausame Hinrichtungsart, mit welcher die Römer Sklaven, Räuber und politische Aufrührer bestraften. Jesus wurde als politischer Aufrührer hingerichtet. Die Delinquenten wurden an einem Querholz aufgehängt, das oben auf einem Pfahl befestigt wurde. Ein Knochenfund aus dem ersten Jahrhundert, ausgestellt im Israel-Museum, zeigt, dass bei der Kreuzigung das Fersenbein seitwärts an den senkrechten Pfahl genagelt wurde. Der Tod tritt durch Ersticken ein. Hingerichtete hingen oft tagelang an ihren ausgekugelten Schultergelenken.

 

Der Evangelist Lukas überliefert, Jesus habe noch am Kreuz um Vergebung für seine Henker gebetet (Lukas 23,34). Der Evangelist Johannes deutet Jesu Kreuzigung als Erhöhung (Johannes 3,14). Alle neutestamentlichen Autoren bezeugen, dass Jesus von den Toten auferstanden sei.

Paulus schrieb etwa zwanzig Jahre nach diesem Skandalurteil: „Ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch eine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn.“ (Römer 8,38–39)

In seiner Wehrlosigkeit, Schwäche und bedingungslosen Liebe zeige sich Gottes wahre Stärke; was den Menschen in ihrem Machtstreben als Torheit erscheine, sei in Wirklichkeit Gottes Weisheit. So schreibt es Paulus im ersten Brief an die Korinther: „Denn die göttliche Torheit ist weiser, als die Menschen sind, und die göttliche Schwachheit ist stärker, als die Menschen sind.“ (1. Korinther 1,25)

Kreuze findet man überall dort, wo Menschen sich zu Jesus Christus bekennen, dem Gottessohn, dem Gekreuzigten und Auferstandenen: in Kirchen, auf Friedhöfen, an Kettenanhängern. Das Kreuz bezeugt, dass Jesu Weg der Schwäche und Selbsthingabe stärker ist als das Kalkül derer, die ihre Interessen mit Macht und Gewalt durchsetzen. Es bezeugt den Sieg des Lebens über den Tod. Jesus hat eine Strafe auf sich genommen, obwohl nicht er, sondern andere sich schuldig gemacht haben. So steht das Kreuz vor allem auch für die Vergebung der Sünden. Jesu Tod und Auferstehung sind Symbol der Überwindung von Verzweiflung, von Todes- und von Sündenangst.

Kreuze findet man in vielen Formen. Manche zeigen den Gekreuzigten (Kruzifixe), sie sollen die Qual des gefolterten Jesus vor Augen führen. Andere Kreuze sind „leer“. Sie symbolisieren mit dem Querbalken die Trennung von Gott und Mensch, hervorgerufen durch die Rebellion des Menschen gegen Gott. Der senkrechte Balken symbolisiert die wiederhergestellte Verbindung zwischen Gott und Mensch.

Weiterführende Inhalte und Links

  • Fragen

    Warum erzählen sich Christinnen und Christen so blutige Geschichten?

    Antwort: Weil die Realität so ist. Jesus wurde gefoltert und getötet, wie viele andere Menschen vor und nach ihm auch. Seine Jüngerinnen und Jünger bezeugten, dass Gott den zu Unrecht Verurteilten wieder ins Recht gesetzt hat. Sie verstanden Jesu Tod und seine Auferstehung als göttliche Zeichen gegen Unrecht und Sünde.

    „Er starb für unsere Sünden“ – Wie ist das zu erklären?

    Antwort: Beim letzten Mahl mit seinen Jüngern reichte Jesus den Kelch und sagte: „Das ist mein Blut, das Blut des Bundes, das für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden.“ Jesus selbst deutete seinen bevorstehenden Tod als stellvertretendes Selbstopfer für andere, um die eigentlich ihnen zugemessene Strafe selbst zu tragen.

    Martin Luther sprach in Anlehnung an eine frühchristliche Tradition von einem „fröhlichen Wechsel“. Über Jesus Christus dichtete der lutherische Lieddichter Nikolaus Hermann in seinem Weihnachtslied „Lobt Gott, ihr Christen alle gleich“ entsprechend: „Er wird ein Knecht und ich ein Herr, das mag ein Wechsel sein.“ Das bedeutet: Jesus tritt an die Stelle des sündigen Menschen, um ihn aus seiner Knechtschaft zu befreien.

  • Diskussion

    War Jesu Tod am Kreuz ein Opfer? Die biblischen Autoren deuten Jesu Tod unterschiedlich. Manche vergleichen ihn mit einem kultischen Opfer. In Römer 3,24–25  schreibt der Apostel Paulus von der „Erlösung, die durch Christus Jesus geschehen ist. Den hat Gott für den Glauben hingestellt zur Sühne in seinem Blut zum Erweis seiner Gerechtigkeit, indem er die Sünden vergibt, die früher begangen wurden.“ Paulus vergleicht die Bedeutung von Jesu Tod für die Gläubigen mit der Blutsühne, die das 3. Buch Mose 17,11 erläutert: „Denn des Leibes Leben ist im Blut, und ich habe es euch für den Altar gegeben, dass ihr damit entsühnt werdet. Denn das Blut wirkt Entsühnung, weil das Leben in ihm ist.“

    Alttestamentler und -testamentlerinnen sowie jüdische Theologen und Theologinnen weisen darauf hin, dass das deutsche Wort „sühnen“ nicht wirklich zur biblischen Denkweise passe, weil es aus einem juristischen Kontext stamme. Beim entsprechenden hebräischen Wort kippar gehe es weniger um ein Aufrechnen von Schuld als vielmehr um einen kultischen Akt der Reinigung. Entsprechend bittet auch Eleazar, ein Held aus einer frühjüdischen Märtyrererzählung (4. Makkabäer 6), sein Blut möge reinigend für die Völker wirken.

    Auch der Hebräerbrief (9. Kapitel) vergleicht Jesu Tod am Kreuz mit dem blutigen Opfer im Tempel: „Er ist auch nicht durch das Blut von Böcken oder Kälbern, sondern durch sein eigenes Blut ein für alle Mal in das Heiligtum eingegangen und hat eine ewige Erlösung erlangt.“

    Paulus und der Autor des Hebräerbriefs sagen beide, dass Jesu Tod das letzte und endgültige Opfer gewesen sei und dass der Sühnopferkult damit nicht länger nötig sei. Denn für Paulus ist die Erlösung bereits durch Christus Jesus geschehen. Der Hebräerbrief betont, dass Christus die ewige Erlösung „ein für alle Mal“ erlangt habe.

    Die sogenannte Sühnopfer-Theologie ist nicht die einzige biblische Interpretation des Todes Jesu. Andere Deutungen besagen: Jesus sitzt zur Rechten Gottes und tritt als Mittler zwischen Gott und den Menschen ein, so Paulus im Römerbrief 8,34 und ein anderer Autor im 1. Johannesbrief 2,1.

    Andere Deutungen zeigen Jesus nicht als kultisches Opfer, auch nicht als aktiven Vermittler, sondern als jemanden, den Gott hingegeben hat „unsrer Sünden willen“ (Römer 4,25), „dass Christus gestorben ist für unsre Sünden nach der Schrift“ (1. Korinther 15,3f).

  • Links
  • Morgenlicht scheint durch ein Tuch, welches das Altarkreuz in der evangelischen Michaelskirche in Ammerbuch-Entringen bei Tübingen bis zum Karfreitag verhüllt.
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    Passionszeit

    Mit Aschermittwoch beginnt die Passionszeit. Christen und Christinnen erinnern sich in den rund sieben Wochen vor Ostern an die 40-tägige Leidensgeschichte Jesu: die Verurteilung, den Verrat und die Kreuzigung. Die Passionszeit wird auch Fastenzeit genannt, da viele Christinnen und Christen fasten oder sich Zeit nehmen für Besinnung und Gebet.

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  • Titelabbildung EKD-Grundlagentext 'Für uns gestorben': Lovis Corinth (1858–1925), Ecce homo (1925)
    Publikation
    Für uns gestorben

    Die Bedeutung von Leiden und Sterben Jesu Christi. Ein Grundlagentext des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), erschienen 2015 im Gütersloher Verlagshaus. Die Publikation können Sie hier online lesen.

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  • Kreuz vor Morgenröte
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    Ostern

    Ostern ist das älteste und wichtigste Fest der Christenheit. Nach der Passionszeit feiern Christen und Christinnen die Auferstehung Jesu Christi und den Sieg des Lebens über den Tod. Auch alte Frühlingsbräuche und Symbole, wie Osterhasen und Ostreier, stehen für das wiedererwachte Leben.

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