Europa - Informationen Nr. 158

Europäische Kulturförderung nach 2020: Entwurf der Europäischen Kommission zu „Kreatives Europa“

Susanne Wander

Am 30. Mai 2018 hat die Europäische Kommission ihren Entwurf für das Kulturförderprogramm „Kreatives Europa“ für die Förderperiode 2021-2027 vorgelegt. Das Programm soll die wirtschaftliche, soziale und externe Dimension der kulturellen Zusammenarbeit auf europäischer Ebene verbessern, die europäische kulturelle Vielfalt und Europas Kulturerbe fördern und die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Kultur- und Kreativbranche, einschließlich der audiovisuellen Branche, sowie internationale kulturelle Beziehungen stärken.

Das Gesamtbudget für das neue Kulturförderprogramm soll um 387 Mio. C auf 1,85 Mrd. € aufgestockt werden. Inhaltlich soll das Programm weiterhin in drei Teilbereiche für Kultur, Medien und einen sektorübergreifenden Bereich eingeteilt werden. Der sektorübergreifende Bereich soll eine Kürzung von etwa 4% erfahren, während sowohl der Kultur- als auch der Medienbereich um jeweils etwa 2% aufgestockt werden sollen.

Für kirchliche und diakonische Einrichtungen ist vor allem der Teilbereich „Kultur“ interessant. Dieser richtet sich an Einrichtungen und Organisationen, die im Kulturbereich aktiv sind. Der Begriff „Kultur- und Kreativsektor“ wird dabei weit gefasst und bezieht sich auf alle Sektoren, deren Aktivitäten auf kulturellen Werten oder künstlerischen und anderen individuellen oder gemeinschaftlichen kreativen Ausdrucksformen beruhen. Es wird erstmals darauf hingewiesen, dass Kultur ein wichtiger Faktor für die Förderung inklusiver, solidarischer Gesellschaften ist und dass ihr auch eine wichtige Rolle bei der Integration von Migranten zukommt, indem sie diese dabei unterstützt, Teil der Aufnahmegesellschaften zu werden und zur Entwicklung guter Beziehungen beiträgt.

Die vorgeschlagenen Prioritäten des Kulturbereichs entsprechen in großen Teilen den bisherigen Prioritäten. So sollen unter den horizontalen Maßnahmen weiterhin unter anderem Kooperationsprojekte, europäische Netzwerke von Organisationen des Kultur- und Kreativsektors aus unterschiedlichen Ländern und europaweite Plattformen für den Kultur- und Kreativsektor gefördert werden. Unter den weiteren Prioritäten des Kulturbereichs finden sich erstmals die Förderung von Aktivitäten der Kulturdiplomatie und außerdem sektorspezifische Maßnahmen zur Unterstützung des Musiksektors, des Buch- und Verlagssektors, des Architektur- und Kulturerbesektors sowie anderer Sektoren, darunter auch Kulturtourismus.

Der Teilbereich Medien fördert die Zusammenarbeit bei der Schaffung und Produktion europäischer audiovisueller Werke, Kinoverleih und Online-Verbreitung sowie den grenzübergreifenden Zugang zu europäischen audiovisuellen Werken. Der sektorübergreifende Aktionsbereich soll sich sowohl mit Querschnittsaktivitäten, die sich über den audiovisuellen und andere Bereiche des Kultur- und Kreativsektors erstrecken, als auch mit dem Wissen über das Programm und die Übertragbarkeit von Ergebnissen befassen.

Die Aufstockung des Teilbereichs „Kultur“ um 156 Millionen € ist zu begrüßen. Allerdings stellt dies im Vergleich zum Anteil am Gesamtbudget des Programms keine bemerkenswerte Aufstockung dar. Es ist ferner positiv zu bewerten, dass Kultur als ein wichtiger Faktor für die Förderung inklusiver, solidarischer Gesellschaften verstanden wird. Ebenfalls zu begrüßen sind die neue Priorität c) zur Förderung der Resilienz der Gesellschaft und der sozialen Inklusion durch Kultur und Kulturerbe sowie sektorspezifische Maßnahmen zur Unterstützung des Architektur- und Kulturerbesektors, insbesondere in Bezug auf die Bewahrung, Erhaltung und Aufwertung des Kulturerbes.

Bezüglich der geringen Aufstockung des Budgets für das Kulturförderprogramm bei gleichzeitiger Ausweitung der Prioritäten bleibt zu hoffen, dass unter dem Strich tatsächlich ausreichende Mittel für die Themenbereiche soziale Inklusion durch Kultur und Kulturerbe, die Erhaltung des Kulturerbes und die Stärkung der Teilhabe an der Kultur übrigbleiben.

Im weiteren Gesetzgebungsverfahren werden der Rat der Europäischen Union und das Europäische Parlament in den kommenden Monaten zu dem Kommissionsentwurf zu „Kreatives Europa“ verhandeln. Es bleibt daher abzuwarten, welche Vorschläge der Europäischen Kommission sich durchsetzen werden und welche Änderungen es geben wird.

Den Entwurf der Kommission finden Sie hier:
http://bit.ly/ekd-NL-158_JBuK-2

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