EKD-Ratsvorsitzende Fehrs: Ostdenkschrift war "Signal der Versöhnung"

Hannover (epd). Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hat an die Veröffentlichung ihrer Ostdenkschrift vor 60 Jahren erinnert. „Nur 20 Jahre nach dem Ende des Krieges setzte die Denkschrift ein Signal der Versöhnung, das bis heute nachwirkt“, erklärte die EKD-Ratsvorsitzende Kirsten Fehrs am Dienstag in Hannover. „Angesichts der Schrecken des Krieges und der unvorstellbaren Gewalttaten, die von Deutschen in Polen verübt wurden, angesichts der anschließenden Schrecken von Flucht und Vertreibung empfinde ich diesen mutigen Schritt bis heute als ein Wunder“, fügte die Hamburger Bischöfin hinzu. Zum 60. Jahrestag der Ostdenkschrift des Rates der EKD findet am 4. und 5. Oktober 2025 eine Gedenkveranstaltung in Warschau statt.

Versöhnung sei kein abgeschlossener Akt, sondern ein fortwährender Prozess, betonte Fehrs: „Doch das, was in der polnisch-deutschen Aussöhnung bislang erreicht wurde, erfüllt mich mit tiefer Dankbarkeit.“ Bischof Jerzy Samiec, Leitender Bischof der Evangelisch-Augsburgischen Kirche der Republik Polen, ergänzte, es brauche auch aktuell „mutige Führungspersönlichkeiten, die sich von der Abhängigkeit von Umfragen lösen, den Blick in die Zukunft richten, Verständnis zeigen und die richtigen Wege aufzeigen“. Man müsse sich beständig vor Augen halten, wie „zerbrechlich die Versöhnung ist und wie viel Arbeit sie uns nach wie vor abverlangt.“

Am 1. Oktober 1965 veröffentlichte der Rat der EKD die Ostdenkschrift mit dem Titel „Zur Lage der Vertriebenen und zum Verhältnis des deutschen Volkes zu seinen östlichen Nachbarn“. Sie veränderte laut EKD den deutsch-polnischen Dialog maßgeblich, bereitete den Boden für Verständigung und war wegweisend für die christliche Reflexion über Vergebung und Versöhnung. Nur wenige Wochen später folgte die Botschaft der polnischen Bischöfe an die deutschen Bischöfe vom 18. November 1965 mit den berühmten Worten: „Wir vergeben und bitten um Vergebung.“

Zur Gedenkveranstaltung in Warschau im Rahmen einer Konferenz im polnischen Sejm werden Gäste aus Politik, Kirchen und Wissenschaft erwartet, darunter Bundestagsvizepräsident Bodo Ramelow (Linke) sowie Piotr Zgorzelski, Vizepräsident des polnischen Sejm, dem Parlament Polens. Das Programm umfasst den Angaben zufolge Gebete, theologische Reflexionen, Fachvorträge und kulturelle Beiträge.

Im Mittelpunkt soll die Rolle der Kirchen im Versöhnungsprozess angesichts aktueller Herausforderungen wie Populismus, Extremismus, Kriege und gesellschaftliche Spannungen stehen.