Paradies

Eine Wiese mit Blumen und Schmetterlingen

Das Paradies ist Sinnbild für einen gedachten Urzustand der Unschuld.

Das Paradies ist ein mythisches Sinnbild. Es beschreibt einen gedachten Urzustand der Unschuld, bevor die Sünde von den Menschen Besitz ergriff. Das Paradies ist außerdem ein Ort der Sehnsucht. Es ist die Vision einer Welt ohne Egozentrik und Krieg.

Nach christlicher Deutung des zweiten und dritten Kapitels im 1. Buch Mose repräsentiert der Garten „Eden“ das Paradies. Dort lebt das erste Menschenpaar, Adam und Eva (1. Mose 2,8). In der Mitte des Gartens stehen zwei Bäume, der Baum des Lebens und der Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen (1. Mose 2,9). Gott verbietet den Menschen, von diesen Bäumen zu essen. Aber sie halten sich nicht daran und essen vom Baum der Erkenntnis (1. Mose 3,6–7). Weil sie damit Gott ähnlich werden, wirft Gott sie aus dem Paradies hinaus. Er verwehrt ihnen außerdem den Zugang zum zweiten Baum, dem Baum des Lebens (Gen 3,22–24).

Das Paradies kommt auch außerhalb des Alten Testaments vor. In einigen Texten in der jüdischen Tradition erwartete man, dass das Paradies den Menschen irgendwann wieder offen stehe. Diese Vorstellung wurde im Neuen Testament in der Offenbarung aufgegriffen (Offenbarung 2,7 ; Offenbarung 22,2 ; Offenbarung 22,14 ; Offenbarung 22,19). Das Paradies konnte nach jüdischem Verständnis auch der Ort sein, an den die Frommen nach ihrem Tod kamen. Diese Bedeutung liegt zum Beispiel dem Versprechen zugrunde, das Jesus dem Verbrecher gab, der zusammen mit ihm gekreuzigt wurde: „Und Jesus sprach zu ihm: Wahrlich, ich sage dir: Heute wirst du mit mir im Paradies sein.“ (Lukas 23,43)

So kam die Vorstellung auch ins Christentum: Sobald Christus wiederkommt und das Reich Gottes vollendet, werden die Toten auferstehen und die Erlösten ins Paradies gelangen. Im Mittelalter wurde allerdings die Lehre vom Paradies durch die Lehre vom reinigenden Fegefeuer ergänzt, in dem alle Sünden abgebüßt werden, bis man wieder fürs Paradies gereinigt ist. Die Reformatoren lehnten diese Vorstellung als biblisch nicht begründet ab.

Weiterführende Inhalte und Links

  • Fragen

    Was sagte Jesus über das Paradies?

    Antwort: Jesus Christus kündigte das Reich Gottes an, nicht das Paradies. Mit dem Reich Gottes wird Gottes Schöpfung vollkommen, das heißt, sie kommt zu ihrer Bestimmung, so wie Gott sie gewollt hat. Im Reich Gottes werden die Menschen in Frieden mit sich und mit Gott leben. Schließlich wird es im Reich Gottes kein Leid mehr geben, alle Tränen werden „abgewischt“ (Offb 21,4). Vom Paradies sprach Jesus nur einmal – laut Lukasevangelium gegenüber dem reuigen Verbrecher, der mit ihm gekreuzigt wurde: „Und Jesus sprach zu ihm: Wahrlich, ich sage dir: Heute wirst du mit mir im Paradies sein.“ (Lukas 23,43)

  • Diskussion

    Die Erzählung von Adam, Eva und der Schlange in 1. Mose 2 und 3  hatte eine enorme Wirkungsgeschichte. Die christliche Auslegungstradition stellte die Frau Eva als die Verführerin dar, die den Mann Adam dazu brachte, die Frucht vom Baum der Erkenntnis zu essen. Eva wurde so zur Urheberin der Sünde. Bis in das 18. Jahrhundert hinein und teilweise noch darüber hinaus wurde diese Geschichte als Schablone für die Definition der Geschlechterrollen benutzt.

    Seit dem Aufkommen der historisch-kritischen Exegese wird der Text nicht mehr als Tatsachenbericht von den Anfängen der Menschheit verstanden, sondern als eine Erklärung für die Situation des Menschen aus vorchristlicher Zeit. Feministische Theologinnen konnten überzeugend darlegen, dass die kirchliche Tradition der Auslegung dieser Geschichte einige ihrer Aspekte verzerrt hat. Im Schöpfungsbericht in 1. Mose 2 sind Mann und Frau zunächst gleichwertig. Die Unterordnung der Frau unter den Mann ist also nicht von Gott gewollt. Mehr dazu.

    Das hebräische Wort „Adam“ ist nicht nur ein Eigenname, sondern auch das Wort für „Mensch“ im Allgemeinen. Die hebräischen Wörter für Mann und Frau sind isch und ischah, also Menschenmann und Menschenfrau. Sie ergänzen einander, von den Wörtern her ist keine Unter- und Überordnung zu erkennen. Luther hat das Wort „Gehilfin“ eingeführt – ein Wort, das sich eindeutig auf die Frau und ihre Rolle bezieht. Im Hebräischen hat das Wort kein Geschlecht, es heißt einfach nur „Hilfe“.

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