Europa-Informationen, Ausgabe 153, Dezember 2016

Jugendministerrat: Junge Europäer und neue Ansätze von Jugendarbeit im Mittelpunkt

Doris Klingenhagen

Das Treffen der EU-Jugend-ministerinnen und -minister am 21. November 2016 hat zwei Themen in den Mittelpunkt der Beratungen gestellt: Die Frage "Wie können junge Europäerinnen und Europäer wieder ins Zentrum des europäischen Projektes gerückt werden?" und die Schlussfolgerungen "Förderung neuer Ansätze in der Jugendarbeit für die Sichtbarmachung und Entwicklung des Potenzials junger Menschen". Einig waren sich die Minister darin, dass es für die Zukunft der EU entscheidend ist, dass junge Menschen das Projekt Europa (weiter) tragen und die Grundwerte der EU wie die demokratische Grundordnung, die europäische Grundrechtecharta, Nicht-Diskriminierung und Toleranz, verinnerlichen und vertreten. In ihre Diskussion bezogen sie Ergebnisse der neuen Studie "Generation WHAT?" ein, die die European Broadcasting Union kürzlich durchgeführt hat. Aus 90 Millionen Antworten von einer Million junger Menschen wird deutlich, dass es in der EU an Sensibilität für die Sicherheits- und Gerechtigkeitsbedürfnisse von jungen Menschen mangelt. Ebenso sind junge Menschen sehr desillusioniert über die europäischen Institutionen und bemängeln fehlende Möglichkeiten aktiver Teil der Integration Europas zu sein. Am meisten beunruhigen sie die fehlenden Chancen und ihre weniger positiven Zukunftsaussichten. Trotz alledem fühlen sie sich sehr europäisch. Diesen Austausch aufgreifend wurden die Empfehlungen zur Förderung neuer Ansätze in der Jugendarbeit einstimmig angenommen. Diese heben hervor, dass Jugendarbeit junge Menschen erreicht und wichtige Anstöße geben kann, ihr Potenzial - und darunter versteht die EU latente Qualitäten oder Fähigkeiten, die in Verbindung mit aktiver Bürgerschaft, persönlicher Entfaltung und Beschäftigungsfähigkeit stehen - zu entwickeln. Um noch näher an den sich schnell wandelnden Lebenswelten unter anderem auch in virtuellen und digitalen Räumen junger Menschen zu sein, bedürfe es der Förderung von Innovation in der Jugendarbeit. Dabei sollen junge Menschen selbst eine entscheidende Rolle einnehmen. Sie seien Experten ihrer eigenen Lebenswelt und müssten in diesem Sinne in den Innovationsprozess einbezogen werden. Ebenso müssten Jugendarbeiter durch Aus-, Weiterbildungs- und Vernetzungsangebote darin unterstützt werden nach neuen und innovativen Ansätzen zu suchen und diese einzubringen. Innovative Ansätze und Methoden würden insbesondere gebraucht, um von Ausgrenzung bedrohte junge Menschen zu erreichen. Um über Lebenstrends junger Menschen regelmäßig im Bild zu sein bedürfe es weiter entsprechender Erhebungen und Analysen auf allen Ebenen. Mehr Augenmerk müsse auf die Verbreitung dieser Ergebnisse unter den Akteuren gelegt werden. Betont wird wieder Mal die sektorübergreifende Zusammenarbeit, die die lokale, regionale, Länder- und EU-Ebene umfasst. Notwendig sei ebenfalls, die enge Zusammenarbeit von Vertretern regionaler und lokaler Gebietskörperschaften mit den Jugendorganisationen und deren Akteuren. Auf der örtlichen Ebene müssten weiterhin Räume und Gelegenheiten vorgehalten bzw. geschaffen werden, damit junge Menschen einander persönlich treffen und gemeinsam Initiativen entwickeln könnten.

Weitere Informationen zur Umfrage "Generation WHAT" finden Sie unter: http://ekd.be/KM_umfrage_generation_what

Zu den Schlussfolgerungen des Jugendministerrates geht es hier: http://ekd.be/KM_Schlussfolgerung_Jugendministerrat

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