Nachhaltig durch das Kirchenjahr

Materialien für Andachten und Gottesdienste zu den Nachhaltigkeitszielen der Agenda 2030

Advent – Nachhaltigkeitsziel 1

Andacht zum Thema: Überwindung von Kinderarmut in Deutschland

Andachtsentwurf

In der Adventszeit bereiten wir uns auf die Geburt Jesu vor. Gott kommt in die Welt. Tatsächlich geschieht Weihnachten in Bethlehem etwas Einmaliges. Und dennoch begegnet uns Gott auch in jedem anderen Baby, das irgendwo auf der Welt geboren wird: so verletzlich, so zart, so hilfsbedürftig. Wir halten es im Arm und sind verzaubert. Ein winziges Menschlein mit einem unbekannten, aber doch immer erhofften riesigen Entwicklungspotenzial. Wie das Senfkorn, von dem Jesus erzählt:

Das Himmelreich gleicht einem Senfkorn, das ein Mensch nahm und auf seinen Acker säte; das ist das kleinste unter allen Samenkörnern; wenn es aber gewachsen ist, so ist es größer als alle Kräuter und wird ein Baum, dass die Vögel unter dem Himmel kommen und wohnen in seinen Zweigen. 
(Matthäus 13, 31)

Die Hoffnungen mancher Eltern wachsen beim Blick in den Kinderwagen in den Himmel: Wird sie Tennisstar oder Nobelpreisträgerin? Wird er ein berühmter Pianist oder Diplomat? Die Zukunft steht offen, alles scheint möglich. Kann sein, dass so manches Kind in wohlhabender Umgebung unter den übertriebenen Hoffnungen der eigenen Eltern leidet. In anderen Regionen der Welt scheint schon die Hoffnung, auf die Schule zu gehen, ein verwegener Traum vom Himmelreich, weil das bloße Überleben im Vordergrund steht. 

Kinder aus armen Familien leben in schlechteren Wohnverhältnissen, sie leiden unter schlechterer Gesundheitsversorgung und schlechterer Ernährung als andere Kinder, ihre Bildungschancen sind häufig eingeschränkt. Sie haben es viel schwerer, groß zu werden und ihre Möglichkeiten zu entdecken und zu entfalten. Das gilt an jedem Ort der Welt und auch in Deutschland. Ob ein Mensch seine Persönlichkeit bilden und entfalten kann, ist oftmals keine Frage von Intelligenz und Charakter, sondern von Herkunft und wirtschaftlichen Möglichkeiten. Ob aus einem Samenkorn ein großer Baum werden kann, liegt nicht nur am Samen, sondern vor allem auch daran, ob die junge Pflanze während des Wachstums Schutz, Dünger, Wasser und Sonne erhält. Wie viele Menschen wohl aufgrund eingeschränkter wirtschaftlicher Möglichkeiten jedes Jahr in eine eingeschränkte Zukunft gehen?

Deshalb ist die Bekämpfung der Armut das erste der nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen. Jedes Kind ist ein wunderbares Geschöpf Gottes. Deshalb muss christliches Hoffen und Engagement immer darauf hinwirken, dass es an seinem Wachstum und seiner Entfaltung nicht gehindert wird. Wo die Familie das nicht leisten kann, muss die Gesellschaft einspringen. Wo das Gesellschaften und Staaten nicht leisten können, ist die Weltgemeinschaft gefordert. 

So wie der junge Sprössling des Essigbaumes umso mehr Schutz und Versorgung benötigt, je jünger er ist, so macht auch die möglichst frühzeitige Unterstützung der Kinder Sinn. Sogar ökonomisch: Es ist nachgewiesen, dass ein Euro, der in die frühkindliche Bildung investiert wird, einen deutlich höheren wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Nutzen hat, als ein Euro, der in die Universitätsausbildung investiert wird. Die gleiche Rechnung ließe sich auch bei der Gesundheitsversorgung aufmachen. Eine Gesellschaft, die bei den Kindern spart, trägt nicht nur Schuld an ihren geminderten Entwicklungschancen, sondern handelt auch ökonomisch töricht.

Das Kind von Bethlehem vor Augen, wenden wir uns den Kindern zu. Nicht nur den eigenen. Das kommende Licht bringt uns in Bewegung und wir lassen niemanden in der Dunkelheit zurück. Weihnachten kommt!

Autor
Dirk Ahrens, seit 2014 Landespastor und 
Leiter des Diakonischen Werks Hamburg.

Nächstes Kapitel
Cover Nachhaltig durch das Kirchenjahr

Nachhaltig durch das Kirchenjahr

Materialien für Andachten und Gottesdienste zu den Nachhaltigkeitszielen der Agenda 2030