Nachhaltig durch das Kirchenjahr

Materialien für Andachten und Gottesdienste zu den Nachhaltigkeitszielen der Agenda 2030

Friedensdekade – Nachhaltigkeitsziel 16

Gottesdienst zum Thema: Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen

Gottesdienstentwurf

Glocken

Musik

Votum
L:    Wenn wir die Schreie hören und die Schmerzen der anderen spüren,
G:    gehen wir auf Gottes Friedenswegen.
L:    Wenn uns das Unrecht dieser Welt unruhig werden lässt,
G:    gehen wir auf Gottes Friedenswegen.
L:    Wenn jede exportierte Waffe unser Herz beschwert,
G:    gehen wir auf Gottes Friedenswegen.

Begrüßung

Lied 
Komm in unsere stolze Welt, EG 428

Psalm 72 – im Wechsel von Jung und Alt
„Über den Frieden sprechen heißt ja über etwas sprechen, das es nicht gibt“, sagte Astrid Lindgren in ihrer Rede zur Verleihung des Friedenspreises des deutschen Buchhandels 1978. Aber wir haben eine Vision davon, vom Friedensreich Gottes, wenn der Friedefürst kommt, wiederkommt.

Wir beten Psalm 72 im Wechsel von Jung und Alt:
Gott, gib dein Recht dem König
und deine Gerechtigkeit dem Königssohn,
dass er dein Volk richte in Gerechtigkeit
und deine Elenden nach dem Recht.
Lass die Berge Frieden bringen für das Volk
und die Hügel Gerechtigkeit.
Er soll den Elenden im Volk Recht schaffen
und den Armen helfen und die Bedränger zermalmen.
Er soll leben, solange die Sonne scheint
und solange der Mond währt, von Geschlecht zu Geschlecht.
Er soll herabfahren wie der Regen auf die Aue,
wie die Tropfen, die das Land feuchten.
Zu seinen Zeiten soll blühen die Gerechtigkeit
und großer Friede sein, bis der Mond nicht mehr ist. 
Alle Könige sollen vor ihm niederfallen
und alle Völker ihm dienen.
Denn er wird den Armen erretten, der um Hilfe schreit,
und den Elenden, der keinen Helfer hat.
Er wird gnädig sein den Geringen und Armen,
und den Armen wird er helfen. 
Sein Name bleibe ewiglich;
solange die Sonne währt, blühe sein Name. Und durch ihn sollen gesegnet sein alle Völker, und sie werden ihn preisen.
Gelobt sei Gott der Herr, der Gott Israels,
der allein Wunder tut!
Gelobt sei sein herrlicher Name ewiglich,
und alle Lande sollen seiner Ehre voll werden! Amen! Amen! 
(Psalm 72,1-7.11-13.17-19)

Kyrie: Zeitungs-Litanei
Ewiger Gott, vor dich bringen wir, was uns belastet –
Krieg und Konflikte,
Hass und Gewalt,
nah und fern.
Bilder dieser Woche und Nachrichten der Zeitungen sprechen es aus:
Kyrie (EG 178.10)
Aktueller Zeitungstext I (zu einem aktuellen Konflikt)
Kyrie (EG 178.10)
Aktueller Zeitungstext II (zu Gewalt gegen Kinder)
Kyrie (EG 178.10)
Aktueller Zeitungstext III (zu Waffenhandel, Korruption oder unrechter/fehlender Rechtsprechung)
Kyrie (EG 178.10)
Barmherziger Gott, all das bringen wir vor dich –
und wissen: Bei dir ist alles geborgen.
In deiner Gegenwart wird uns klar:
Es braucht uns, 
dass diese Welt friedlicher wird,
damit Umkehr möglich wird.
Gloria – gesungen
Ich lobe meinen Gott, der aus der Tiefe mich holt (freiTöne 71)
Tagesgebet
Himmlischer Vater,
jedes Kind nach deinem Bild geschaffen.
Du zählst jedes Haar.
Jesus Christus, ein Bild deines Friedens.
Du richtest das geknickte Rohr auf.
Dir wollen wir folgen.
Stärke uns auf dem langen Weg für mehr Frieden und Gerechtigkeit mit deinem Wort.
Das bitten wir durch Jesus Christus, unseren Bruder, deinen Sohn. Amen.

Lesung I 
Jesaja 11,1-10: Der Messias und sein Friedensreich

Lied 
Es wird sein in den letzten Tagen, EG 426

Lesung II 
Johannes 14,27-31a: Der Friede Christi

Lied 
Der Friede, den Gott gibt, EG 618 – Regionalteil Niedersachsen/Bremen
oder: Herr, gib uns deinen Frieden, EG 436 – Kanon

Predigt
Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen.
Wann ist Frieden? Fragt Jenny, 17 Jahre alt, in ihrem Gedicht von 1982:
Wer kann mir sagen, 
wann Frieden ist? 
Wenn sich die Politiker streiten,
wenn die Strategen über Raketen diskutieren,
wenn der Präsident über Warnschüsse nachdenkt,
wenn die Denker neue Strategien entwickeln,
wenn die Wissenschaftler neue Waffen schaffen?
Wer kann mir sagen, 
wann Frieden ist?
Wenn die Menschen Arm in Arm
und Hand in Hand
in den Großstädten unserer Länder
für den Frieden demonstrieren
auf den Plakaten geschrieben
ihre Hoffnung und ihre Angst.
Wer kann mir sagen,
wann Frieden ist?
Haben wir eine Antwort auf Jennys Frage?
Tun wir alles dafür, dass Frieden ist, Frieden wird?
In unserer Familie, in unserer Stadt, in unserem Land, in der Welt?
Oder sind wir müde geworden, weil die Aufgabe so groß, Frieden so schwer zu erwirken ist?
Jesus sagt seinen Jüngern zum Abschied:
Frieden lasse ich euch, meinen Friede gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt. Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht. 
(Joh 14,27)

Junior Nzita wurde im Kongo geboren. Ein Land von Krieg und Gewalt gebeutelt.

Er war zwölf, als Rebellen ihn zusammen mit anderen Klassenkameraden entführten und zwangen, als Kindersoldat im Bürgerkrieg zu kämpfen. Davon ist er bis heute schwer traumatisiert. 2006 konnte er durch ein UN-Programm aussteigen, da hatte er bereits zehn Jahre mit der Waffe in der Hand gekämpft. 

Nur wenig später, 2010, gründete er in Kinshasa die Organisation „Paix pour l’enfance“ (Frieden für die Kindheit). Die Organisation vermittelt Kriegswaisen in neue Familien und bietet ihnen durch Schulbesuch eine Chance auf eine bessere Zukunft. Heute setzt er sich als ehrenamtlicher Botschafter der Vereinten Nationen für die weltweite Ächtung der Mobilisierung von Kindersoldaten ein. Aufgrund seiner Aktivitäten musste er 2015 seine Heimat verlassen und Asyl beantragen. Für sein Engagement gegen die Rekrutierung von Kindersoldaten bekam er 2017 den Internationalen Bremer Friedenspreis.

Junior Nzita sagt in einem Interview: „Für mich bedeutet dieser Preis, dass die Botschaft gehört wird, die ich der Welt momentan überbringe, über die Gewaltverbrechen an den Kinderrechten im Allgemeinen und ihrer Rekrutierung in die Armee und bewaffnete Gruppen im Besonderen. Es ist eine große Ehre für mich und für die Partner, die mich unterstützen. (…) Meine Kindheit wurde mir gestohlen und ich habe meine gesamte Jugend geopfert, um zu vermeiden, dass das, was mir passiert ist, auch anderen passiert und dass der Frieden sich durchsetzt.“

Frieden lasse ich euch, meinen Friede gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt. Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht.

Junior Nzita schließt mir Jesu Abschiedswort neu auf: Es ist die Freiheit von der Welt, die Jesus uns schenkt, die Kraft, einem Gegenbild zur Welt zu folgen, einen Gegenentwurf zu wagen. Das Römische Reich zur Zeit Jesu schaffte Frieden durch militärische Einsätze. Die Friedenssicherung diente allein dem eigenen Machterhalt. Jesu Frieden setzt auf Solidarität und das tiefe Wissen darum, dass Gottes Frieden längst mitten unter uns ist, wo wir Gemeinschaft in Frieden und Gerechtigkeit leben.

Und Junior Nzita? In einem Land vom Krieg zermartert tut er alles für den Frieden.

Die Welt hat ihn zum Kindersoldaten gemacht und er verwandelt Kriegskinder in Schülerinnen und Schüler, gibt Kriegswaisen neue Familien. Er stellt die Welt des Kongo auf den Kopf und unsere auch, weil er uns aus unserer Zaghaftigkeit weckt: Was können wir schon für den Frieden tun? 

Sehr viel.

„Sie“, erinnert Junior Nzita uns, „können auch dazu beitragen, dass Kinder nicht weiter Opfer von Rekrutierungen werden, in dem Sie fortwährend Druck auf politische Entscheider, Industrieländer und auf Führungskräfte bestimmter multinationaler Unternehmen ausüben, die auf verschiedene Art und Weise an der Finanzierung von Kriegen beteiligt sind – Kriege unterschiedlicher Art, die den organisierten Raub von Bodenschätzen in den Entwicklungsländern ermöglichen. Insbesondere würde ich als Maßnahmen folgende Möglichkeiten nennen: Das Verbot des Kaufs von Erzen aus Ländern, in denen Kriege stattfinden; Druck auf die politischen Entscheider und die Zivilgesellschaft ausüben, um ein Regierungssystem einzurichten, in welchem die Bevölkerung an wichtigen Entscheidungen sowie an der Verteilung ihrer natürlichen Ressourcen teilnimmt, um ihren Wohlstand zu ermöglichen; alle Autoritäten und Personen, die an der Rekrutierung von Kindern in bewaffneten Gruppen beteiligt sind, vor den Internationalen Strafgerichtshof zur juristischen Verantwortung bringen.“

Frieden lasse ich euch, meinen Friede gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt. Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht. 

2.128 Soldatinnen und Soldaten waren 2017 beim Diensteintritt in die Bundeswehr minderjährig. Das ist eine Höchstzahl in der Geschichte der Bundeswehr und widerspricht allen Bemühungen zur internationalen Ächtung des Einsatzes von Kindersoldaten. Auch wenn der Dienst bei der Bundeswehr anders als bei den Kindersoldaten im Kongo freiwillig und nicht erzwungen ist, bleibt auch in unserer Gesellschaft viel zu tun. Wenn Pfarrer Schröter, bald 90 Jahre alt, diese Zahlen in einem Vortrag hört, steht er in er Regel auf und sagt: „Ich war auch Kindersoldat, die letzten Monate im Krieg, Volkssturm. Das war ein Irrsinn. Darum fehle ich heute bei keinem Ostermarsch für den Frieden.“ 

Frieden lasse ich euch, meinen Friede gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt. Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht.

Junior Nzita sagt: „Es ist die ‘Diktatur‘ der Nächstenliebe, die mir befiehlt das Böse mit dem Guten zu besiegen und nie müde zu werden, die Saat der Liebe in die Herzen meiner Mitmenschen, die das Schicksal auf meinen Weg geführt hat, zu werfen, damit sie die Früchte der Liebe in ihrem Inneren wahrnehmen und weitertragen.“

Wann ist Frieden?

Wer kann mir sagen, wann Frieden ist?

Er beginnt, wenn wir nicht erschrecken und verzagen 
am Kriegsgeschrei der Welt
Wenn wir den Frieden Gottes 
mitten unter uns entdecken,
seinem Gegenentwurf mehr trauen 
als den Trugschlüssen der scheinbaren Alternativlosigkeiten.

Lothar Kreyssig, der Gründer von Aktion Sühnezeichen Friedensdienste, wurde in diesem Jahr, 2018, zusammen mit seiner Frau Johanna Kreyssig posthum von der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem als „Gerechter unter den Völkern“ geehrt. 

Das Ehepaar Kreyssig hatte im Zweiten Weltkrieg zwei jüdische Frauen auf dem eigenen Bauernhof versteckt und so vor dem sicheren Tod bewahrt. Eine der Geretteten, Gertrud Prochownik, emigrierte nach dem Krieg nach England. Der Kontakt zu Familie Kreyssig blieb, beide Familien sind seither freundschaftlich verbunden. Zur Ehrung und Gedenkfeier für das Ehepaar Kreyssig waren beide Familien anwesend. Die Enkelkinder sprachen für die Familien und eines wurde für alle Anwesenden sichtbar: Ein gerettetes Leben ist eine ganze Welt, ist die Zukunft der nächsten Generationen. Hier beginnt Gottes Frieden mitten unter uns.

Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt. Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht. Geht mutig jeden Friedensschritt.

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus.
Amen.

Musik

Glaubensbekenntnis
Wir bekennen unseren Glauben mit dem „Kinder-Credo“ von der Vollversammlung des ÖRK in Canberra (1991):
L:    Wir glauben an Gott,
der uns liebt und der will,
dass wir uns alle lieben.
G:    Das ist unser Gott.
L:    Wir glauben an Jesus,
der sich den Kindern zuwandte
und sie in seine Arme nahm.
Er wollte eine Welt,
in der alle Menschen
in Frieden zusammenleben.
G:    Das ist Jesus Christus.
L:    Wir glauben an den Heiligen Geist,
der mit uns am Werk ist,
bis alles gut und wahr ist.
G:    Das ist der Heilige Geist.
L:    Wir können die Kirche sein,
die die Menschen an Gott erinnert,
weil wir einander lieben.
G:    Das glauben wir. Amen.

Lied 
Gott gab uns Atem, EG 432

Abkündigungen

Lied 
Lass uns den Weg der Gerechtigkeit gehen, freiTöne 167

Fürbitten
„Meinen Frieden gebe ich euch.“ (Joh 14,27) 
So hast du es uns versprochen,
ewiger Vater.
Deinen Frieden,
der größer ist und weiter reicht,
als wir denken und sehen können.
Wir rufen zu dir: Mach uns zu Werkzeugen deines Friedens mitten in dieser Welt!
Wir sehnen uns nach Frieden zwischen den Völkern,
danach, dass die Waffen schweigen,
dass Waffenexporte aus Deutschland aufhören.
Wir rufen zu dir: Mach uns zu Werkzeugen deines Friedens mitten in dieser Welt!
Wir sehnen uns nach einer Welt,
in der kein Kind zum Soldaten wird,
in der Kinder den Frieden, nicht den Krieg lernen.
Wir rufen zu dir: Mach uns zu Werkzeugen deines Friedens mitten in dieser Welt!
Wir sehnen uns nach Frieden in unserer Gesellschaft,
nach einem friedlichen Miteinander aller – 
egal woher und wohin, wie religiös, wen er oder sie liebt, ob Mann oder Frau.
Wir rufen zu dir: Mach uns zu Werkzeugen deines Friedens mitten in dieser Welt!
Wir sehnen uns nach einer Welt ohne Gefälle
zwischen Nord und Süd, arm und reich,
abgehängt oder immer vorne weg.
Wir rufen zu dir: Mach uns zu Werkzeugen deines Friedens mitten in dieser Welt!
Wir sehnen uns nach äußerem Frieden, der uns vor allem Bösen bewahrt,
und nach innerem Frieden, der uns zur Ruhe und zu uns selbst kommen lässt.
In deinem Frieden bergen wir uns und beten gemeinsam:
Vaterunser

Friedensgruß
Bevor wir uns unter den Segen Gottes stellen, gebt einander ein Zeichen des Friedens.
Friede sei mit dir!

Lied 
Jeder Teil dieser Erde ist meinem Volk heilig, EG 655 – Regionalteil Bayern / Thüringen
oder: Verleih uns Frieden gnädiglich, EG 421

Segen
Geht in diesen Tag mit dem Segen des dreieinigen Gottes:
Geht mit dem Segen des Schöpfers dieser Welt,
der Versöhnung schafft zwischen Gott und Mensch, Himmel und Erde.
Geht mit dem Segen unseres Herrn, des Friede-Fürsten,
der uns Menschen Bruder wurde und Erlöser aus Unfrieden und Ungerechtigkeit.
Geht mit dem Segen des Heiligen Geistes,
der uns auf den Weg Jesu Christi weist, damit wir ihm nachfolgen
und selbst zu Friedenstiftern werden.
So segne euch der in der Liebe allmächtige Gott – Vater, Sohn und Heiliger Geist. Amen.
(Maria Stettner)

Musik

Glocken


Autorin
Pfarrerin Eva Hadem, bis Januar 2019 Leiterin des Lothar-Kreyssig-Ökumenezentrums und Friedensbeauftragte der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM), jetzt Superintendentin im Kirchenkreis Harlingerland in der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers.

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