Nachhaltig durch das Kirchenjahr

Materialien für Andachten und Gottesdienste zu den Nachhaltigkeitszielen der Agenda 2030

Pfingsten – Nachhaltigkeitsziel 17

Gottesdienst zum Thema: Partnerschaft und Weltgemeinschaft

Gottesdienstentwurf

Musikalisches Vorspiel
Votum
Begrüßung

„Es soll nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Heiligen Geist geschehen, spricht der Herr Zebaoth“ (Sach. 4,6). So lautet der Wochenspruch für die Pfingstwoche. Was soll nicht durch Heer oder Kraft geschehen? Das Friedensreich! Die Erneuerung der Welt! Nicht weniger als das ist gemeint. Der neue Himmel und die neue Erde – durch Gottes Geist! Es geht an Pfingsten um viel mehr als um den Geburtstag der Kirche. Es geht um die Verheißung einer neuen Welt! 

Sie wird nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch den Heiligen Geist kommen. Und schrittweise, Stück für Stück, können wir sie hier schon erleben und an ihrer Gestaltung mitwirken. Auch wenn es immer wieder Rückschläge gibt, ein gerechtes Zusammenleben haben sich viele auf die Fahnen geschrieben. Auch die UNO. So wurden Ziele formuliert, die UN-Nachhaltigkeitsziele, die heute in diesem Gottesdienst eine Rolle spielen. Siebzehn an der Zahl, mit fünf Kernbotschaften:

Anregung: Fünf Kreise aus Pappe mit den Kernbotschaften beschriften (deutsch: der Mensch, unsere Erde, Wohlstand, Frieden, Partnerschaft; oder englisch: people, planet, prosperity, peace, partnership) und sie nach und nach überlappend an einer im Altarraum aufgestellten Moderationswand anbringen, sodass das Logo von Ziel 17 entsteht.

1.     Eine Welt ohne Armut und Hunger ist möglich – die Würde eines jeden Menschen steht im Mittelpunkt.
2.    Den Klimawandel begrenzen, die natürlichen Lebensgrundlagen bewahren – unseren Planeten schützen.
3.    Globalisierung gerecht gestalten – alle Menschen sollen so leben können, dass es ihnen gut geht. „Wohlstand“ für alle ist das Stichwort.
4.    Menschenrechte und gute Regierungsführung in den Blick nehmen. Frieden ist bitter nötig.
5.    Das schaffen wir nur gemeinsam: Globale Partnerschaften aufbauen, gemeinsam global voranschreiten.

Der Mensch, unsere Erde, Wohlstand, Frieden und Partnerschaft. (People, planet, prosperity, peace, partnership). Das sind die fünf Kernbotschaften der Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen. Ganz konkrete Schritte in ganz konkreten Bereichen – für eine bessere Welt. Wir als Christ*innen können uns fröhlich und mutig mit auf diesen Weg begeben, denn wir sind dazu gerufen, an einer besseren Welt mitzubauen. Der Heilige Geist stärkt und ermutigt uns dazu. 

Darum erbitten wir nun seine Gegenwart mit dem ersten Lied.

Eingangslied 
z. B. EG 130, 1-3 

Psalmübertragung zu Psalm 118, EG Rheinland, Westfalen, Lippe Nr. 781

Gott, Heiliger Geist.
Namenlos wird unsere Freude sein
über den Tag, den du machst.
Denn geistverlassen und leer
sind die Tage, die wir mit
nichtigen Plänen füllen.
Namenlos wird unsere Freude sein,
wenn du wie ein Blitz
oder sanft
unsere trüben Tage erleuchtest.
Denn geschäftig und geistlos 
zieh’n wir vorbei
an den sichtbaren Zeichen der Hoffnung.
Namenlos wird unsere Freude sein,
wenn du wieder mit deinem Brausen
das alte Haus der Kirche besuchst
und uns mit neuer Sprache begabst
und unsere kalten Herzen entzündest
wie Fackeln am Abend vor der Revolte.
Komm, Heiliger Geist,
unverhoffter Schöpfer.
Beschere uns Phantasie für den Menschen
und die phantastische Gabe,
deine Schöpfung zu schützen
vor dem Terror und Schmutz unserer Habgier.
Kommst du endlich,
wollen wir ein Fest anrichten,
dass selbst aus versteinerten 
Metropolen unser Gesang
das Leben schlägt
und wiedergeboren wird
die Freude am Fest erneuerter Liebe.
Der Herr ist Gott, der uns erleuchtet.
Ehr’ sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist oder ein anderes Gloria patri, z. B. aus einer Partnerschaft der Gemeinde.

Kyriegebet
Gott, wir hören von Menschen, die an Hunger sterben, die unter Dürre leiden oder vor Wassermassen fliehen müssen. Unser Herz erschrickt lange schon nicht mehr. Unsere Gefühle sind abgestumpft. Wir senken voller Scham den Blick, aber unsere Hände legen wir in den Schoß. Wir haben den Glauben verloren, dass eine Welt ohne Armut und Hunger möglich ist. Wir beten um Frieden, aber wir protestieren längst schon nicht mehr gegen Rüstungsexporte und die Spirale von Hass und Gewalt.
Gott, wir bekennen dir unser Versagen, unsere Verzagtheit, unseren Kleinglauben.
Wir bitten dich um dein Erbarmen, und darum, dass dein Heiliger Geist uns mit neuem Leben erfüllt.

Kyrie eleison (EG 178.9) oder ein anderes Kyrielied

Gnadenzuspruch
„Es soll nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Heiligen Geist geschehen, spricht der Herr Zebaoth“ (Sach. 4,6).
Ehre sei Gott in der Höhe und auf Erden Fried, den Menschen ein Wohlgefallen.
Allein Gott in der Höh sei Ehr (EG 179) oder ein anderes Gloria. Hier wäre auch der Ort für Lobpreislieder, solistischen oder Chorgesang.

Gebet
Schöpfer Geist, führe uns über uns hinaus in die Welt, öffne unsre Augen und Ohren für Angst und Not, sei uns, wenn wir verzagen, Hoffnung und Kraft.
Heilige Geistkraft, setze uns in Bewegung, halte uns in Verbindung, mach uns Menschen hier auf Erden zum einen Leib Christi.

Lesung Apg. 2,1-13

Halleluja möglichst ein Halleluja-Lied aus der weltweiten Ökumene

Glaubensbekenntnis

Lied 
Die Himmel erzählen die Ehre Gottes und die Erde verändert ihr altes Gesicht, freiTöne 90

Predigt
 


Liebe Gemeinde,

im Rahmen einer Studienreise nach Namibia verbrachte ich zwei Tage in einer kleinen Landgemeinde, ca. 60 km von Windhoek entfernt. Ich durfte dort im Gottesdienst predigen, und die Ältesten (wie die Presbyter*innen dort heißen) nahmen mich ganz selbstverständlich mit in ihren Gebetskreis auf, den sie vor und nach dem Gottesdienst bildeten. Wir stellten uns dazu in der Sakristei ganz eng zusammen, legten uns gegenseitig die Arme um Rücken oder Schultern, und eine aus dem Kreis sprach ein kurzes Gebet, vor dem Gottesdienst eine Bitte um den Heiligen Geist, im Anschluss einen Dank und eine Bitte um Segen für die Taten, die sich aus dem Gehörten ergeben.

Das hat mich tief beeindruckt. Es war ein Moment der Nähe zu Menschen, die mir eigentlich sehr fremd sind. Aber es war nicht peinlich. Denn es war echt, authentisch, ernstgemeint. Wir gehören zusammen, und unsere Schwester, die heute für uns predigt, bedarf des Heiligen Geistes, und wir alle bedürfen des Segens, damit aus den Worten auch verantwortliches Handeln folgt. 

Ganz simpel die Botschaft, ganz selbstverständlich und schlicht die Worte, ganz praktisch die Folgen. Ich wurde zum Mittagessen eingeladen, und es wurde geteilt, was da war. Eine selbstverständliche Haltung der Gastfreundschaft. So ähnlich, wie wir sie auch in der Apostelgeschichte finden. 
Im Anschluss an die Pfingstgeschichte wird von der ersten Gemeinde berichtet:

„Als sie aber das hörten (gemeint ist die Pfingstpredigt des Petrus), ging’s ihnen durchs Herz, und sie sprachen zu Petrus und den andern Aposteln: Ihr Männer, liebe Brüder, was sollen wir tun? Petrus sprach zu ihnen: Tut Buße, und jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden, so werdet ihr empfangen die Gabe des Heiligen Geistes. Denn euch und euren Kindern gilt diese Verheißung und allen, die fern sind, so viele der Herr, unser Gott, herzurufen wird. Noch mit vielen andern Worten bezeugte er das und ermahnte sie und sprach: Lasst euch erretten aus diesem verkehrten Geschlecht! Die nun sein Wort annahmen, ließen sich taufen; und an diesem Tage wurden hinzugefügt etwa dreitausend Menschen. Sie blieben aber beständig in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und im Gebet. Es kam aber Furcht über alle, und es geschahen viele Wunder und Zeichen durch die Apostel. Alle aber, die gläubig geworden waren, waren beieinander und hatten alle Dinge gemeinsam. Sie verkauften Güter und Habe und teilten sie aus unter alle, je nachdem es einer nötig hatte. Und sie waren täglich einmütig beieinander im Tempel und brachen das Brot hier und dort in den Häusern, hielten die Mahlzeiten mit Freude und lauterem Herzen und lobten Gott und fanden Wohlwollen beim ganzen Volk. Der Herr aber fügte täglich zur Gemeinde hinzu, die gerettet wurden.“ (Apg. 2,37-47, Luther 2017)

Es ist umstritten, ob es tatsächlich in der ersten christlichen Gemeinde diese Art von „Ur-Kommunismus“ gegeben hat, von der im Text die Rede ist. Aber dass diese Schilderung Vorbild war und bis heute ist für viele, die sich in christlichen Gemeinschaften und Kommunitäten zusammenfinden, wird unbestritten sein: 

Franz von Assisi verkaufte sein Erbe und verteilte es unter die Armen. Und der Papst, der sich nach ihm Franziskus nennt, hat die Sorge um die Armen in der Welt ganz oben auf seine Agenda gesetzt. Martin Luther hat zum Thema „Eigentum“ gesagt: „Was nicht im Dienst steht, steht im Raub.“ Und in den 1980er-Jahren, als ich studiert habe, ist durch die Theologie der Befreiung besonders herausgearbeitet worden, dass das Evangelium den Armen gilt. Die weltweite ökumenische Bewegung sieht sich ihrem Selbstverständnis gemäß auf der Seite der Armen und versucht den Unterprivilegierten und Benachteiligten dieser Erde ein Sprachrohr zu sein. Und das evangelische Entwicklungswerk Brot für die Welt setzt sich seit 60 Jahren dafür ein, dass Menschen in den ärmsten Ländern dieser Welt Unterstützung dabei erhalten, sich eine eigene Lebensgrundlage zu schaffen. An all diesen Beispielen merken wir, wie der Geist der ersten Gemeinden weiterhin lebendig ist in der Christenheit, die inzwischen den ganzen Globus umspannt.

Nach dem Gottesdienst in Namibia, von dem ich eingangs erzählt hatte, wurde ich von Peter, einem der jüngeren Ältesten, durch die Gemeinde geführt. Es ist eine arme Gemeinde. Die Menschen hier leben dicht gedrängt in Wellblechhütten. Sie stehen auf einem eingezäunten Stück Land, das ihnen der weiße Farmbesitzer zur Verfügung stellt. Sich ein Haus aus Stein zu bauen, ist ihnen nicht erlaubt, weil der Grund und Boden ihnen nicht gehört. Es hat fast etwas von einem Campingplatz für Dauercamper. In Namibia gibt es viele solcher Orte auf dem Farmland von Weißen. Man nennt sie „location“. Vieles ist improvisiert in den Hütten. Es gibt kein fließendes Wasser. Man muss es sich an Zapfstellen holen. Toiletten sind, wenn vorhanden, von mehreren Familien gemeinsam zu benutzen. Aber in den Behausungen gibt es Einrichtungsgegenstände wie Küchenzeilen oder Sofagarnituren. Sie stehen in Unterständen, die entfernt an Garagen erinnern. Im Sommer ist es drinnen genauso heiß wie draußen, im Winter genauso kalt. 

Zu Peters Hütte gehört ein geräumiger Vorplatz. Hier betreibt er zweimal in der Woche zusammen mit seiner Frau und zwei Helferinnen eine private Suppenküche. „Die meisten Kinder hier bekommen nicht regelmäßig zu essen“, erzählt er. „Das macht sie anfälliger für Krankheiten und gefährdet ihre Entwicklung. Darum kochen wir Pap für sie.“ Er zeigt mir Bilder von riesigen Töpfen, in denen der traditionelle Maisbrei gekocht wird. „In der Regel kommen 70-80 Kinder. Manchmal sind auch Erwachsene dabei. Wir haben auch schon über 100 Portionen ausgegeben“, sagt er. 

Peter arbeitet in der staatlichen Gesundheitsstation. Seine Aufgabe ist es, zu den entlegenen Farmen zu fahren und dort für die Farmarbeiter regelmäßig Sprechstunden abzuhalten. Dort werden Wunden versorgt und Medikamente verabreicht. Zusammen mit seinen Kolleg*innen führt Peter Impfungen durch. Seine Hauptaufgabe besteht aber in der Gesundheitserziehung. Er klärt über Hygiene, Verhütung und Aids-Prophylaxe auf. Und er erklärt den Farmarbeitern, wie wichtig es ist, dass sie sich auf HIV/Aids testen lassen. 

Gerade bei Impfungen und in der Aids-Bekämpfung hat der namibische Staat in den letzten Jahren eine gute Entwicklung genommen. Sein Gesundheitssystem sieht für alle Bürger*innen eine kostenlose Grundversorgung mit lebensnotwendigen Medikamenten vor. Das ist ein gewaltiger Fortschritt. Problematisch ist allerdings, dass nach wie vor ca. 80 % der Bevölkerung an der Armutsgrenze leben. „Warum soll ich Medikamente nehmen, wenn ich doch verhungere?“, fragen manche resigniert.

Auch die Ältesten in der Gemeinde sind arm. Von den acht Personen, die mich und ihre Pfarrerin mit in den Gebetskreis nahmen, hatten vier Schuhe mit Löchern an den Füßen. Und das, obwohl es ein Sonntag war und sonntags traditionell die beste Kleidung aus dem Schrank geholt wird. Mich hat das sehr berührt. Wie groß ist der Abstand zwischen ihnen und mir! Wie viele Güter habe ich, wie vielen von ihnen mangelt es am nötigsten? 

Auch die Lebenssituation der Pfarrerin beschäftigt mich. Sie ist Ende 30, unverheiratet, und sie lebt mit sieben Kindern zwischen sechs und zwölf Jahren zusammen. Die Kinder sind ihre Nichten und Neffen. Von ihren acht Geschwistern scheint sie die einzige zu sein, die ein regelmäßiges Einkommen bezieht, sodass sie die Verantwortung für die Kinder ihrer Brüder und Schwestern übernimmt. Das tut sie gerne und ohne zu klagen, aber um den Preis, dass sie keine Freunde hat, keine Zeit auszugehen und keine Privatsphäre. Denn in den drei Zimmern ihres Pfarrhauses herrscht chaotische Enge.

Sie freut sich, dass ich mit ihr und den Kindern Pap esse – mit den Fingern, wie sie es üblicherweise tun. Auch wenn wir ganz unterschiedliche Lebensbedingungen haben, empfinden wir doch Sympathie füreinander. Wir singen zusammen und spielen mit den Kindern. Ein netter Abend. Was sie sich wünscht für die Zukunft? Dass alle Kinder gut durch die Schule kommen und dann eine Arbeit finden. Dass keins auf der Strecke bleibt. Und dass sie einmal ein Stück Land ihr Eigen nennen darf, um dort eine kleine Landwirtschaft zu betreiben. Gutes Leben, Wohlstand, das ist gemessen an meinem Lebensstil so viel bescheidener und damit letztlich auch nachhaltiger und ressourcenschonender. Was ist gutes Leben für mich? Komme ich auch mit weniger aus? Und wie schaffe ich das? Diese Frage habe ich seit Namibia im Gepäck.

Eine Welt ohne Armut und Hunger ist möglich, lautet die Vision der UN-Nachhaltigkeitsziele. Der Klimawandel kann begrenzt werden, wenn wir die natürlichen Lebensgrundlagen bewahren und unseren Planeten schützen. Wenn Globalisierung gerecht gestaltet wird, können alle Menschen so leben, dass es ihnen gut geht. „Wohlstand“ für alle kann auch Loslassen bedeuten. Frieden ist machbar, wenn die Menschenrechte neu in den Fokus kommen und gute Regierungsführung gestärkt wird. 

Ein Riesenprogramm, visionär, der Gipfel wie bei einem 6.000er in weiter Ferne hoch oben in den Wolken. Aber es ist gut, sich hehre Ziele zu setzen. Nur wenn wir ein Ziel vor Augen haben, konzentrieren wir unsere Kräfte darauf, voranzukommen. Das Ziel ist nicht die Erlösung der Welt, aber doch ihre Verbesserung. Auch die Bezwingung eines Gipfels beginnt mit dem ersten Schritt. 

Bei den UN-Nachhaltigkeitszielen geht es um zweierlei: eine Vision für unsere Erde und die Menschheit – und konkrete Schritte auf dem Weg dahin. Unsere Bundesregierung hat sich dazu verpflichtet, 0,7 % des Bruttonationaleinkommens an Entwicklungsgeldern zur Verfügung zu stellen. 0,15 bis 0,2 % sollen den am wenigsten entwickelten Ländern zugutekommen. Das überzeugt nicht alle, zumal ständig daran herumgedeutelt wird, was denn zu den 0,7 % dazu gehört und was nicht. Aber es ist immerhin eine konkrete Aussage, auf die wir unsere Regierung verhaften können. Und damit ist es ein Bekenntnis zu einem Schritt in die richtige Richtung. 

Das 17. Nachhaltigkeitsziel konzentriert sich auf die Umsetzung der zuvor definierten Ziele. Sie sind nur durch eine globale Partnerschaft für nachhaltige Entwicklung zu erreichen. Globales Lernen durch Partnerschaft – da haben wir als Kirche besonders intensive Erfahrungen beizusteuern: …

Konkretion: In unserer Landeskirche gibt es … Partnerschaften mit Kirchen aus Ländern des globalen Südens. In unserem Kirchenkreis gibt es eine lebendige Beziehung zu … Sie wissen, dass unsere Gemeinde eine Partnerschaft mit … hat.

Partnerschaft ist etwas anderes als „Patenschaft“. Als ich in den Kindergottesdienst ging (in den 1960ern), habe ich miterlebt, wie der sogenannte „Nickneger“, in den wir unsere Kollekte legten, in die Rumpelkammer der Geschichte verbannt wurde. Die Brot-für-die-Welt-Spardose mit dem ausgemergelten Arm und der zum Betteln erhobenen Hand eines Hungernden war aber noch präsent. Heute, nach 40, zum Teil 50 Jahren internationaler Beziehungen, haben wir gelernt, Menschen in fernen Ländern nicht als bemitleidenswerte Hilfebedürftige zu sehen. 

Sie sind Menschen wie Sie und ich. Sie haben ein Recht auf Nahrung, Gesundheit, ein Dach über dem Kopf, Bildung, Arbeit, Pressefreiheit, Religionsfreiheit, Meinungsfreiheit. Das Recht auf ein gutes Leben steht allen Menschen dieser Erde zu. Und dazu brauchen wir eine intakte Natur, eine gerechte Wirtschaft, gesunde Luft, gesundes Wasser, gesunde Erde. Alles hängt mit allem zusammen. Das symbolisieren die Kreise hier. Sie greifen ineinander, und nur, wenn sie alle gleichmäßig entwickelt sind, wird ein ganzer Kreis daraus. Er umspannt unsere Erde, legt sich wie ein schützendes Gitter um den Globus, und in der Mitte entsteht eine Blume. 

Partnerschaft heißt, gemeinsam unterwegs zu sein und um die gegenseitige Abhängigkeit zu wissen. Sich auszutauschen, sich zu ergänzen, sich gegenseitig zu stützen, aufzuhelfen, weiterzuhelfen. Das ist ein uraltes christliches Motiv. In den ersten Gemeinden ging es nicht so harmonisch zu, wie vielleicht der Text aus der Apostelgeschichte glauben lässt. Da gab es Kampf um Vorherrschaft, Dominanz, Machtausübung, Unterdrückung und Missachtung von Minderheiten. „Ihr seid doch Brüder und Schwestern. Ihr bildet den Leib Christi. Wenn ein Glied leidet, ist der ganze Körper krank“, mahnt Paulus. Daraus können wir nur lernen. 

Partnerschaft als Lernfeld internationaler Solidarität. Es gibt viele kirchliche Partnerschaften. Viele Projekte, die daraus entstanden sind. Es fließt so manche Summe aus den reicheren Kirchen in die ärmeren Kirchen. Nicht alles wird zielführend und erfolgreich eingesetzt, doch es entsteht viel Segensreiches daraus. Ohne die kirchlichen Partnerschaften wäre die Welt noch ungerechter. 

Aber das Allerwichtigste an den Partnerschaften ist doch die Anteilnahme am Leben der anderen. So wird Globalisierung konkret. Und so treten wir ein in einem Geist für eine bessere Welt. Arme und Reiche solidarisch Seite an Seite, Arm in Arm. 

Es gibt noch viel zu tun. Aber es ist besser, ein Licht anzuzünden als auf die Dunkelheit zu schimpfen. In geschwisterlicher Verbundenheit loben wir Gott und überwinden so, was uns trennt. Daraus kann Neues wachsen. Halleluja! 

Und der Friede Gottes, der höher ist als euer Verstand es begreifen kann, erfülle eure Herzen und Sinne und beflügle eure Gedanken und Taten. Amen.

Lied 

z. B. Du, Herr, gabst uns dein festes Wort, EG RWL 570, 1-5 
Unser Leben sei ein Fest (EG RWL 571)

Abkündigungen

Lieder zum Abendmahl 
z. B. Du bist heilig, du bringst Heil, freiTöne 153
Wenn das Brot, das wir teilen, EG RWL 667
Das sollt ihr, Jesu Jünger, nie vergessen, EG 221

Fürbitten Die ganze Welt ins Gebet nehmen

Anregung: Die einzelnen Pappkreise abnehmen, im Kreis auf den Boden legen, brennende Kerzen darauf stellen und zu jedem einzelnen Thema je eine oder mehrere Fürbitten sprechen. Dazwischen singen: Jeder Teil dieser Erde ist unserm Gott heilig, EG RWL 672

für die Menschen
für die Erde
für ein gutes Leben (Wohlstand) für alle
für Frieden
für Partnerschaft

Vaterunser
Segen 
Musikalischer Ausklang


Autorin
Pfarrerin Annette Muhr-Nelson. Leiterin des Amts für Mission, Ökumene und kirchliche Weltverantwortung der Evangelischen Kirche von Westfalen in Dortmund.

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